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Jahrzehnte für die Frauenpolitik

Zehn Jahre lang setzte sich Therese Wüthrich in der Gewerkschaft für die Interessen der Frauen und der MigrantInnen ein. Jetzt geht sie in den Ruhestand. 

Therese Wüthrich war zehn Jahre lang aktiv für eine Gewerkschaftspolitik, welche die Frauenfrage nicht nur mit einbezieht, sondern ins Zentrum rückt. Das ist typisch für sie! Denn ihr Engagement reicht weit, sehr weit zurück. Es begann in der neuen Frauenbewegung der 1970er-Jahre. Therese wirkte sehr aktiv mit, als es Ende der Siebziger- und anfangs der Achtzigerjahre darum ging, für das Recht auf Abtreibung zu kämpfen. Dieser wesentliche Aspekt im Kampf der Frauen für ihre Emanzipation blieb ihr immer wichtig.

Damals arbeitete Therese beim Radio, wo sie sich gewerkschaftlich engagierte und mit der Schweizerischen Journalisten-Union zusammenarbeitete. Sie verfolgte daher mit Interesse den Zusammenschluss der Gewerkschaft Druck und Papier und der Journalisten-Union, aus dem 1999 comedia hervorging.

Nach dem Beitritt zu comedia im Jahr 2003 wurde Therese zunächst Zentralsekretärin Frauen und verantwortlich für die Frauenkommission, etwas später dann auch für die Migrationskommission. Hier trug sie an vorderster Front zur Weiterentwicklung der Gewerkschaftspolitik für die Frauen bei. Dazu brauchte es Hartnäckigkeit und Sinn für Taktik, denn gewerkschaftliche Organisationen sind nicht automatisch für diese Frage sensibilisiert (übrigens ebenso wenig für die spezifischen Bedürfnisse von Migrantinnen und Migranten). Therese war sich dessen bewusst und entschlossen, diese Hindernisse zu überwinden; bereits Mitte der Achtzigerjahre hatte sie zusammen mit anderen Aktivistinnen auf die Gründung einer Frauengewerkschaft hingearbeitet. Zum Glück trugen der Frauenstreik von 1991 – er war vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund initiiert worden – und der Vorschlag, eine Frauengewerkschaft zu gründen, dazu bei, dass sich die Gewerkschaften ein wenig für die Frage der Gleichstellung öffneten. So war die Lage etwas günstiger, als Therese Wüthrich ihr Amt als Zentralsekretärin Frauen antrat. 2003 war auch das Jahr, in dem der Bundesrat eine AHV-Revision vorlegte, mit der das Rentenalter der Frauen auf 65 Jahre erhöht werden sollte. Die Vorlage wurde im SGB heftig diskutiert, die Frauen machten sich für ein Referendum stark, und Therese Wüthrich, die immer zu Diskussionen in der Gewerkschaft ermunterte, engagierte sich natürlich für diese Sache. 2004 wurde die Revision abgelehnt.

Therese Wüthrich wirkte zudem in der Geschäftsleitung von comedia mit. In dieser Funktion engagierte sie sich für die Gründung von syndicom im Jahr 2011. Dabei war ihr Hauptanliegen natürlich, dass die von comedia entwickelte Frauen- und Migrationspolitik weitergeführt würde. Die Interessengruppen Frauen und Migration wurden gebildet; sie übernahmen die Standards in diesen beiden Bereichen, wie sie im Wesentlichen bei comedia im Laufe der Jahre entwickelt worden waren.

Und nun? Es ist bereits bekannt, dass Therese – ob nun im Ruhestand oder nicht – mit ihren Kräften eine künftige Initiative für eine bessere AHV-Rente, vor allem für die Frauen, unterstützen wird. Heute glaubt sie noch, dass ihr Engagement «ruhiger» werden und dass sie auch etwas Zeit für ein Mitwirken in der sozialen Bewegung finden wird.

Ruhiger? Das wird sich zeigen. Noch bevor sie Gewerkschaftssekretärin wurde, hatte sich Therese Wüthrich für die Sache der Frauen und MigrantInnen eingesetzt, die trotz formaler Gleichstellung bis heute gegen die Diskriminierung kämpfen müssen. Sie hat mit konstanter Hartnäckigkeit während Jahrzehnten dieser Sache gedient. Es wäre erstaunlich, wenn sie davon abkommen würde, bloss weil sie im Ruhestand ist.

* Diane Gilliard, u. a. Mitglied Alternative Linke und Präsidentin der Buchhandlungsgenossenschaft Basta in Lausanne.

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