Keystone-SDA: Dividende trotz Subvention?
Der Verwaltungsrat der Nachrichtenagentur beantragt eine Dividendenausschüttung von über 1,4 Millionen Franken, obwohl die Redaktionen ausgedünnt wurden und obwohl das Unternehmen öffentliche Fördergelder von 2 Millionen Franken bezieht.
Die fusionierte Nachrichtenagentur Keystone-SDA kommt nicht zur Ruhe. Nach einem turbulenten Jahr, in dem das Personal in den Redaktionen massiv abgebaut wurde, beantragt der Verwaltungsrat an der Generalversammlung vom 14. Juni in Bern, dass die inländischen Aktionäre von einer Dividende im Umfang von 1,43 Millionen Franken profitieren sollen.
Bereits vor einem Jahr zahlten sich die Aktionäre der SDA saftige Dividenden im Umfang von 12,4 Millionen Franken aus. Sie schöpften damit kurz vor der Fusion mit der Bild-Agentur Keystone die über Jahrzehnte gebildeten Gewinnreserven ab und entzogen dem Unternehmen Mittel zur Investition in die Zukunft und ins Personal. Gleichzeitig wurde die Redaktion einem gigantischen Stellenabbau unterzogen. Dank des mutig geführten Arbeitskampfs, der in einem mehrtägigen Streik gipfelte, und nach intensiven Verhandlungen konnte ein Abkommen mit Wiederanstellungsangeboten für alle gekündigten älteren Mitarbeitenden und dem verbesserten Sozialplan abgeschlossen werden.
Durch die Entlassungen und die fortgesetzten freiwilligen Abgänge – seit Anfang 2018 haben bereits 35 Personen das Unternehmen aus eigenen Stücken verlassen – sind verschiedene Abteilungen der Redaktion chronisch unterbesetzt und viele Angestellte fühlen sich am Anschlag. Zeitdruck, Hektik und Überarbeitung können zu Fehlern und Pannen und zu stressbedingten Krankheitsausfällen führen.
Statt den Gewinn von rund 330´000 Franken und die «freiwilligen» Reserven im Umfang von über 1,2 Millionen Franken leichtfertig den Aktionären zu verteilen, müssen zusätzliche Stellen geschaffen werden, um den hohen Qualitätsansprüchen gerecht werden zu können.
Die Qualitätsleistungen der Schweizerischen Nachrichtenagentur in Meldungen, Bildern und Videos sind notwendig, um die Grundversorgung der Medien mit den relevanten Informationen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Sport in drei Sprachen sicherzustellen. Für diese Leistungen an regionale elektronische Medien erhält die Keystone-SDA seit letztem Jahr bis zu 2 Millionen Franken. syndicom wie auch politische ExponentInnen von links bis weit ins bürgerliche Lager sowie zahlreiche Kantone haben diese Förderung unterstützt. Die Leitung von Keystone-SDA riskiert mit ihrer Unternehmensstrategie leichtsinnig, diesen breit abgestützten Goodwill zu verlieren.