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Kritisch begleiten genügt nicht: Medien im Bann der Digitalisierung

Kommentar

 

Kürzlich beklagte sich ein Journalist auf dem Twitter-Account unserer Gewerkschaft (@syndicomTweets), dass syndicom die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Medien verschlafen habe. Mein Hinweis auf die Artikelserie in dieser Zeitung und auf verschiedene Veranstaltungen zum Thema,zu denen wir ebenfalls in dieser Zeitung, auf unserer Website und via Social Media eingeladen hatten, vermochte ihn nicht umzustimmen. «‹Dank› der Digitalisierung haben schon hunderte Journis die Stelle verloren», klagte er, und auf die Nachfrage, wie syndicom auf die Digitalisierung der Arbeitswelt reagieren solle, antwortete er schliesslich, «die Gewerkschaft sollte die Vorgänge kritisch begleiten».

 

Aber mit Fahnenschwingen und Artikelschreiben nehmen wir keinen Einfluss auf den technologischen Wandel. Was also soll man tun, angesichts der «digitalen Revolution», die mittlerweile sogar überzeugte Neoliberale über die Zukunft rätseln lässt? Schliesslich wird damit nicht nur die Medienlandschaft, sondern die gesamte Arbeitswelt, ja, letztlich wohl das ganze Gesellschaftsgefüge umgekrempelt. Und tatsächlich ist es so, dass wir alle uns Gedanken machen sollten, wie wir dazu beitragen können, diese noch ungewisse Zukunft menschenfreundlich zu gestalten. Als MedienschaffendeR kann man sich sich auch daran erinnern, dass Journalismus noch nie davon abhing, ob jemand eine Schreibmaschine bedienen kann. Nicht das Medium ist entscheidend für die Zukunft des Berufsstandes, nicht die digitale oder analoge Form, sondern die Frage, welchen Wert die Gesellschaft der Arbeit der JournalistInnen beimisst. Nicht die Technik ist schuld an der Misere, sondern jene, die sie menschenfeindlich einsetzen. Guter Journalismus vermittelt Informationen, recherchiert und bringt in Form, was für die LeserInnen interessant und wichtig ist. Guter Journalismus schürft unter der Oberfläche und hilft in einer demokratischen Gesellschaft bei der Meinungsbildung.

 

Wie die Medien in Zukunft finanziert werden, weiss niemand. Nicht einmal, ob die jetzt grossen Verlage ihr Geschäft weiterhin mit bezahlten Redaktionen machen wollen. In den sozialen Medien öffnen sich aber auch Räume für alternative Netzwerke, für neue Geschäftsmodelle und Ideen. Statt die Digitalisierung zu diabolisieren, müssen wir lernen, sie für positive Ziele einzusetzen. Im Gewerkschaftskampf für anständige Arbeitsbedingungen und zusammen mit Mitgliedern, die Sparübungen, Personalabbau und Lohndumping in allen zur Verfügung stehenden Medien publik machen.

Nina Scheu, Chefredaktorin

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