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Lohnrunde 2016: Unsere Forderungen

In den meisten Branchen und Unternehmen der Schweizer Wirtschaft präsentiert sich die Lage positiv. Deshalb forderten die SGB-Verbände an der Medienkonferenz vom 2. September – möglichst generelle – Lohnerhöhungen bis zu 1,5 Prozent. Besonders zu berücksichtigen seien die Löhne der Frauen. Ein Überblick zu den Branchen von syndicom. 

 

Die grossen Unternehmen in den Bereichen Logistik und Telekommunikation weisen bei Umsatz und Gewinn im ersten Halbjahr eine sehr stabile Entwicklung auf. Im Vergleich zu den Vorjahres­zahlen zeigt sich, dass sie die Auswirkungen des «Wechselkursschocks» ohne markanten Ein­bruch kompensieren konnten. Mit ihrer guten Performance tragen sie wesentlich dazu bei, dass das Wirtschaftswachstum in der Schweiz anhält – allerdings auf einem sehr tiefen Niveau.

Auch die grossen Medienhäuser haben diese Situation und den seit Jahren anhaltenden Strukturwan­del in der Branche gut bewältigt. Etwas schwieriger präsentiert sich die Lage für viele Betriebe in der grafischen Industrie und für den Buch- und Medienhandel, wo der Preis- und Margendruck durch die Überbewertung des Frankens stark zugenommen hat.

Lohnerhöhungen stützen die konjunktur

Für syndicom ist klar, dass die aktuelle Lohnrunde für die wirtschaftliche Stabilität der Schweiz eine grosse Bedeutung hat. Die Unternehmen, die ihren Umsatz zu einem grossen Teil auf dem Binnenmarkt erzielen, spielen dabei eine wichtige Rolle und haben eine hohe gesamtwirtschaftli­che Verantwortung. Dies gilt besonders für die staatsnahen Unternehmen Post und Swisscom. Denn nur wenn sich die Reallöhne ihrer Angestellten erhöhen – vor allem die tiefen und mittleren Löhne –, bleibt die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen im Inland stabil und stützt somit die Konjunkturerholung.

Dank der negativen Teuerung und der tiefen Zinsen haben alle Unternehmen nach wie vor einen ausreichend grossen Spielraum für Lohnerhöhungen. syndicom hält zudem an ihrer gewerkschaftliche Strategie fest, in den Verhandlungen konse­quent die Einführung von fairen Mindestlöhnen zu fordern. Jüngstes Beispiel dafür ist der neue Gesamtarbeitsvertrag mit Contactswiss (s. Seite 7), einem Arbeitgeberverband der Branche Call- und Contactcenter. Ab September 2015 gelten dort für die rund 2000 Angestellten Mindestlöhne pro Jahr zwischen 50 072 Franken (Region Zürich) und 42 000 Franken (Region Tessin).

Wichtiges Signal der Post

Die Post konnte im ersten Semester 2015 sowohl Betriebsergebnis als auch Gewinn weiter stei­gern. Es ist also gerechtfertigt und angebracht, die Saläre der Angestellten kontinuierlich anzu­heben und das Personal auf diese Weise am Erfolg und am Produktivitätsgewinn des Unterneh­mens zu beteiligen.

syndicom hat im Rahmen der Verhandlungen über den GAV mit der Schwei­zerischen Post auf Konzernebene bereits im Frühsommer die Lohnerhöhungen für 2016 festge­legt. In den beiden Konzerngesellschaften Post CH AG und PostFinance AG werden die Löhne individuell um 0,6 Prozent erhöht. Zudem erfolgt eine Einmalzahlung von 400 Franken, welche im April 2016 ausgerichtet wird.

Bei der Konzerngesellschaft PostAuto Schweiz AG werden 0,4 Prozent für individuelle Lohnerhö­hungen bereitgestellt. Auch diese Lohnmassnahmen werden per April 2016 umgesetzt. Die Er­gebnisse der Lohnrunde bei der Post gelten auch als Leitlinie für die anderen Unternehmen, wel­che Dienstleistungen im Post- und Paketmarkt erbringen.

Swisscom: 1 Prozent ist die Ansage

Bei der Swisscom steht die nächste Lohnrunde erst im Frühjahr an. syndicom wird voraussicht­lich mit der Forderung einsteigen, die Löhne um 1 Prozent zu erhöhen. Angesichts der sehr soli­den Entwicklung von Umsatz und Gewinn bei Swisscom ist mit einem guten Abschluss in der Lohnrunde zu rechnen.

In der übrigen Telecombranche werden die Löhne in der Regel im Nachgang der Lohnrunde bei Swisscom festgelegt. Entscheidend für die Forderungen sind die Geschäftszahlen des 3. und 4. Quartals. Es zeigt sich aber bereits heute, dass sich bei Sunrise, UPC Cablecom und Salt sowohl Umsatz als auch Gewinn weniger positiv entwickeln als bei Swisscom. Gerade die Telekommuni­kation reagiert sehr schnell und empfindlich auf Veränderungen in der Binnenmarkt-Nachfrage.

mindestens 100 Franken mehr in den Medienhäusern

syndicom fordert für die grossen Medienhäuser, in denen trotz schwierigem Umfeld (Sen­kung der Margen und Preisdruck aufgrund der Überbewertung des Frankens, Werberückgang in Printmedien, Verlagerung von Druckaufträgen ins Ausland) erfolgreiche Jahreser­gebnisse zu erwarten sind, den Beschäftigten ihren Anteil am Erfolg in Form von Lohnerhöhun­gen von mindestens 100 Franken zu garantieren.

Im Fokus stehen dabei die grossen Unternehmen wie Ringier, die NZZ-Gruppe, Tamedia und AZ Medien. Tamedia hat für das erste Halbjahr 2015 dank Sondereffekten einen Ge­winn von über 70 Millionen Franken ausgewiesen. Dieser soll endlich als «echte» Dividende an die Angestellten in Form von Lohnerhöhungen zurückgegeben werden. Die Gewinne, die mit der di­gitalen Werbung realisiert werden, müssen zudem konsequent ins Personal und die publi­zistische Qualität investiert werden.

Wichtig ist zu beachten, dass die einzelnen Lohnforderungen von syndicom erst definitiv sind, wenn sie durch die zuständigen Branchenorgane der Gewerkschaft formell verabschiedet worden sind.

* Präsident syndicom

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