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Medienlöhne im Fokus des Seco

Ohne GAV in der Deutschschweiz und im Tessin verschlechtert sich die Bezahlung der Medienschaffenden zusehends. Seit Jahren herrscht der Verdacht auf Lohndumping. Das Seco erkundigte sich Anfang Sommer wieder bei syndicom, wie es um die Löhne in den Medien steht.

 

Die tripartite Kommission des Bundes (TPK Bund) beobachtet den Arbeitsmarkt auf nationaler Ebene. Um vertiefte Erkenntnisse zu erlangen, legt sie jährlich «Fokusbranchen» fest, die intensiver kontrolliert werden als andere. Vor vier Jahren untersuchte die TPK Bund erstmals vertieft die Journalismusbranche. Diese Analyse wird perio­disch aktualisiert.

Wenn die Sozialpartnerschaft funktioniert, lässt die TPK dem Dialog den Vorrang. So verzichtete sie im Sommer 2013 angesichts gewisser Anzeichen von Umdenken auf Verlegerseite auf die vertiefte Analyse. Diesen Sommer fragte das Seco wieder bei den Berufsorganisationen der JournalistInnen in der Schweiz nach dem Stand allfälliger GAV-Bemühungen. syndicom und Impressum nahmen gemeinsam Stellung und berichteten zuhanden der TPK über die anhaltende Verweigerung der Verlegerverbände in der Deutschschweiz und im Tessin, über einen Gesamtarbeitsvertrag auch nur zu diskutieren.

Ein Beispiel: Am 24. April machte Medienministerin Doris Leuthard in einem Interview u. a. in der «Südostschweiz» die Aussage, dass sich der Print-GAV der Romandie «spürbar positiv auf das Qualitätsniveau» auswirke und sie sich «sehr wünschen würde, dass sich die Verleger gesprächsbereiter zeigen und sich mit den Gewerkschaften einigen können».

Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument antwortete darauf in seiner Zeitung: «Seit 2004 hat es nie mehr einen ernsthaften Versuch gegeben, einen neuen GAV einzuführen», und ihm gegenüber habe noch nie jemand den Wunsch nach einem GAV geäus­sert. Diese Aussage löste mehrere hundert E-Mails von JournalistInnen aus, die Lebrument bestätigten, dass sie sehr wohl einen GAV wünschten.

«Anständige Bedingungen»?

Derselbe Hanspeter Lebrument hatte im Januar erklärt, Sozialpartnerschaft sei Betriebssache. Worauf syndicom und Impressum die Verlage auch zu betrieblichen Verhandlungen eingeladen hatten. Doch kein einziger Verleger wollte einen Betriebs-GAV aushandeln, alle verwiesen für GAV-Verhandlungen auf die Verbandsebene.

Derselbe Hanspeter Lebrument hatte auch anfangs Juli, also recht kurz nach der bundesrätlichen Intervention von Doris Leuthard, einen weiteren Brief der Berufsorganisationen mit der Behauptung beantwortet, er sehe keine Eile für die Aufnahme von GAV-Verhandlungen, denn die Mitglieder seines Verbandes hätten ihre Journalistinnen und Journalisten zu anständigen Bedingungen angestellt.

Dabei ist die Situation mittlerweile öffentlich bekannt: Auf den Redaktionen sind der Stress und die Unzufriedenheit enorm gestiegen, während die Löhne und die Honorare in den letzten zehn Jahren teils dramatisch gesunken sind. Und auch die Arbeitsinspektorate stellten auf Hinweis von syndicom und Impressum schon letztes Jahr fest, dass der Gesundheitsschutz in diversen Redaktionen nicht gewährleistet wird. Vor allem punkto Arbeitszeiterfassung.

Nicht zuletzt deshalb haben syndicom und Impressum den Verlegerverband wiederholte Male zur GAV-Verhandlung aufgefordert. Da die Medienschaffenden aber weiter nur abgewimmelt und hingehalten werden, fordern syndicom und Impressum gemeinsam die TPK auf, die Journalismusbranche dieses Jahr in den Fokus zu nehmen – und korrigierend einzuwirken.

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