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Millionen für die Tamedia-Eigentümer

Aufgrund der Restrukturierungen der vergangenen Jahre verhalfen die Tamedia-Beschäftigten dem Konzern zu einer Gewinnmarge vor Abschreibungen (EBITDA) von fast 20%. Ein Ergebnis, das für eine Pressegruppe absolut aussergewöhnlich ist. Die Aktionäre können sich auf 47 Millionen Franken freuen, die Mitglieder der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrates stecken 10,35 Millionen ein. Für die Beschäftigten gibt es gerade mal 5,1 Millionen, verteilt auf 3471 Personen. Es wäre an der Zeit, dass Tamedia jenen Mehrwert, den die Mitarbeitenden Tag für Tag erarbeiten, gerechter verteilt und ihre Restrukturierungs- und Sparmassnahmen überdenkt.


23,5 Millionen Franken: Auf diese Summe beläuft sich der Anteil der Familie Coninx-Supino, die 49.93% der Aktien von Tamedia besitzt, an den rund 47 Millionen, welche laut Verwaltungsratspräsident Pietro Supino an der Pressekonferenz von heute Morgen im Jahr 2012 an die Aktionäre ausgeschüttet werden sollen. Nicht eingerechnet sind dabei die Sitzungsgelder von 1,4 Mio. des Verwaltungsratspräsidenten. 152 Mio. Reingewinn: Ganz offensichtlich gehen die Geschäfte des grössten Zeitungsverlegers der Schweiz ausgezeichnet, ganz entgegen den andauernden Berichten über die Krise der Medien. Zwar fällt die Rechnung 2012 tiefer aus als im Jahr 2011, doch da wurde laut Supino auch «das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte» erzielt. Als Hauptgrund für die Verminderung des Reingewinns um 15% wird der Rückgang der Werbeeinnahmen wegen der nach wie vor flauen Wirtschaftslage angegeben.


Dennoch Die grossen Schweizer Unternehmen, die seit 3 Jahren eine Gewinnmarge vor Amortisationen von 20% ausweisen, lassen sich an einer Hand abzählen. Tamedia (EBITDA-Marge 19,6% im Jahr 2010, 21,3% im Jahr 2011 und 19,3% im Jahr 2012) erreichte dieses Ziel dank rigorosen Restrukturierungen und zahlreichen Entlassungen (beim Tages-Anzeiger, beim Bund und bei Edipresse). Die Beschäftigten sind zur reinen Manövriermasse verkommen, auf deren Buckel sich die Aktionäre vollstopfen können. Die 8 Mitglieder des Verwaltungsrates teilen 2,43 Millionen unter sich auf, und auch die Geschäftsleitung braucht nicht zu darben: Ihre 7 Mitglieder erhalten 7,9 Millionen, davon gehen allein 2,9 Millionen an den ausscheidenden Unternehmenschef Martin Kall, der im April in den Verwaltungsrat gewählt werden soll. Die 3471 Belegschaftsmitglieder müssen sich mit einer Gewinnbeteiligung von 5,1 Millionen begnügen; das sind etwas weniger als 1500 Franken pro Person.


Die Gewinnvorgabe von 20% setzt nicht nur die Angestellten einem immer höheren Arbeitsdruck aus, sie gilt ausserdem auch für alle Titel einzeln und nicht nur auf Konzernstufe. Deshalb befürchtet syndicom, dass Tamedia vor allem auch in der Westschweiz weitere Restrukturierungen plant, um das Mindestziel einer Marge von 20% für die Aktionäre zu erreichen. Dabei könnte Tamedia angesichts ihrer ausgezeichneten finanziellen Verfassung eine ungleich sozialere Personalpolitik pflegen.

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