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Mindestlohn-Initiative: Ein starkes Land braucht faire Löhne

«In der Schweiz gibt es rund 330‘000 Personen, die zu Löhnen unter 22 Franken pro Stunde arbeiten müssen. Ein Drittel davon verfügt über eine abgeschlossene Berufslehre. Sie leisten tagtäglich qualifizierte Arbeit, ohne dass sie vom Lohn auch anständig leben könnten. Die Mindestlohninitiative der Gewerkschaften sorgt dafür, dass sich in der Schweiz die Arbeit endlich für alle lohnt.»

 Mit dieser Botschaft von SGB-Präsident Paul Rechsteiner haben die Gewerkschaften heute die Kampagne für die Mindestlohn-Initiative gestartet. Diese fordert einen gesetzlichen Mindestlohn von 22 Franken pro Stunde und die Förderung von Mindestlöhnen in Gesamtarbeitsverträgen (GAV).

 

SGB-Chefökonom Daniel Lampart wies darauf hin, dass für die Betroffenen das Tieflohnproblem gross sei. «Für die gesamte Schweizer Wirtschaft ist es hingegen relativ klein. Deshalb ist es auch leicht lösbar, im Unterschied zu unseren Nachbarländern.» Sowohl die internationale Forschungsliteratur wie die Erfahrung im Gastgewerbe, wo zwischen 1998 bis 2013 der Mindestlohn um mehr als 50 % angehoben wurde, widerlege, dass die Einführung eines Mindestlohnes zu mehr Arbeitslosigkeit führe. Ins Reich der Panikmache gehöre auch die behauptete höhere Zuwanderung aufgrund des Mindestlohnes. «Mindestlöhne sorgen vielmehr dafür, dass die Arbeitgeber in der Schweiz nicht billige Arbeitskräfte aus dem Ausland holen können - auf Kosten derjenigen, die bereits hier wohnen.»


Unia-Co-Präsidentin Vania Alleva zeigte auf, dass Tieflöhne unter 4000 Franken pro Monat resp. 22 pro Stunde vor allem in Branchen ohne GAV vorherrschen. Im Detailhandel etwa verdienen 15 % aller Angestellten, vor allem Frauen, weniger als 22 Franken pro Stunde. Im Kleider- und Schuhhandel, «wo der Widerstand der Arbeitgeber gegen GAV besonders gross ist», erhalten ein Viertel aller Verkäufer/innen einen Stundenlohn von weniger als 22 Franken. Die Notwendigkeit eines gesetzlichen Mindestlohnes illustrierte Bernadette Häfliger, Vizepräsidentin der syndicom, mit den mickrigen Löhnen etwa bei den Callcentern und in der Zeitungszustellung. Giangiorgio Gargantini, stellvertretender Generalsekretär der Genfer Gewerkschaft SIT, verwies darauf, dass im reichen Genf 33‘000 Arbeitnehmer/innen weniger als 4000 Franken pro Monat verdienten. Und für Chantal Hayoz, Zentralsekretärin der Syna, ermöglicht der Mindestlohn «einen weiteren Schritt in Richtung der schon so lange fälligen Lohngleichheit zwischen Mann und Frau».


Ein Ja zur Mindestlohn-Initiative sorgt für mehr Gerechtigkeit. Ein Mindestlohn von 22 Franken ist zudem der beste Schutz gegen Lohndumping. Davon profitieren alle: Anständig zahlende Arbeitgeber müssen sich nicht vor unlauterer Konkurrenz fürchten. Die Steuerzahler müssen die Zeche nicht über die Sozialhilfe bezahlen. Und die Betroffenen haben mehr zum Leben. Das schafft Kaufkraft und Arbeitsplätze.(SGB)

 

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