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Nichts bezahlen, aber abkassieren

Die Eidgenössische Medienkommission befasst sich derzeit mit dem medialen Angebot im Service public. Eindrücke von einer Anhörung. 

 

Sie wollen auch ein Stück vom Kuchen. Ein so grosses, dass nachher kaum noch etwas übrigbliebe von der SRG. Dass sich die Vertreter des Verbands «Schweizer Medien» (VSM) damit letztlich selbst schaden, ist ihnen nicht bewusst. Diesen Eindruck erhielt jedenfalls, wer an der 2. Anhörung zum Service public der Eidgenössischen Medienkommission EMeK zugegen war.

Kommerzialisierung auf Kosten der Bevölkerung

Neben der vom Gewerbeverband betriebenen Kampagne gegen das neue Radio- und Fernsehgesetz RTVG und der Initiative zur Abschaffung der Billag ist dieser Vorstoss des VSM ein weiterer Angriff auf die einzige Anbieterin eines medialen Service public in der Schweiz, die diesen Namen verdient: die SRG. Kein Privatsender bekundet Interesse, Minderheitenprogramme zu finanzieren, eine demokratierelevante Auseinandersetzung oder gar das Schweizer Filmschaffen zu fördern. Zahlen will man zwar nichts an die Gebühren (darum das Referendum gegen das RTVG), abkassieren aber schon. Zum Beispiel, indem man Sportsendungen (für die die SRG – mit dem Geld der Bevölkerung – hohe Lizenzgebühren bezahlt) gratis auf den eigenen Websites streamt und mit Werbung anreichert.

6 minuten für syndicom

Neben den Vertretern des VSM und der SRG konnten auch zwei Chefredaktoren, eine «Jungjournalistin» und die Gewerkschaften kurz ihren Standpunkt darlegen. Die je sechs Minuten, die dem SSM und syndicom zur Verfügung standen, werden immerhin durch je ein PDF ergänzt, das auf der Website der Medienkommission (zusammen mit den anderen Präsentationen) nachgelesen werden kann.

2 x 40 min. für SRG und VSM

Mehr Zeit erhielten die VertreterInnen aus den Redaktionen der SRG und der Verlegerverband, der von Pietro Supino (Tamedia), Marc Walder (Ringier) sowie Axel Wüstmann und Roger Elsener (TV24/AZ-Medien) repräsentiert wurde. Ähnlich wie zuvor die Chefredaktoren Hansi Voigt («Watson») und Pierre Ruetschi («Tribune de Genève») forderten sie, dass die privaten Medien die Inhalte der SRG kostenlos für ihre Web­sites übernehmen und kommerzialisieren können. Gleichzeitig dürfe die SRG aber nicht noch mehr Werbung ausstrahlen und ganz bestimmt keine auf ihrem Online-Portal aufschalten.

Bleibt zu hoffen, dass die Übernahmeversuche des VSM kein Verständnis finden, denn eine schwache SRG würde vor allem die Werbefenster aus dem Ausland beflügeln, statt den privaten Medienhäusern die erhofften Zusatzeinnahmen zu bringen.

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