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Politische Bildung mit dem iPhone

Sollen die Schweiz und Europa Flüchtlinge aufnehmen? Sollen gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen? Was sagen eigentlich die jüngeren Stimmbürgerinnen und Stimmbürger – um deren Zukunft es geht – zu den aktuell meistdiskutierten gesellschaftlichen Themen? Mit dem «Politbox»-Projekt will dies die SRG herausfinden.

Die Jungen sollen mitreden

Mit einer Quiz-App, einem Internet-Sendeformat und Interaktionen auf Social-Media-Kanälen wie Facebook, Twitter und Insta­gram will es die SRG wissen. Konrad Weber, Redaktionsleiter der «Politbox», erklärt: «Das Projekt soll den Jungen zeigen, dass die Themen, die sie beschäftigen, sehr wohl politisch sind. Und dass sie mit ihrer Stimme etwas bewegen können.»

Meinungsbildung leicht gemacht mit Social Media

Mit der Quiz-App können Jugendliche aus diversen Themengebieten wie Militär, Familie oder Mobilität je 32 Fragen beantworten. Zusätzlich tourt seit Anfang Sommer der «Politbox»-Bus durch das ganze Land. Von Orten, an denen sich junge Menschen gerne aufhalten, wird live in allen Landessprachen gesendet. So fragte die «Politbox»-Redaktion in Grüsch (GR): Wo dürfen Jugendliche im öffentlichen Raum feiern? Oder in Lugano (TI): Sollen die Grenzen für Flüchtlinge geöffnet oder soll die Zuwanderung beschränkt werden? Gerade Jugendliche haben oft einen anderen Zugang zu aktuellen gesellschaftlichen Themen als die älteren Generationen.

dürftige Wahlbeteiligung

Leider bleibt ihre Position oft ungehört aufgrund der tiefen Wahlbeteiligung: Noch immer gehen von den über 65-Jährigen zwei Drittel an die Urne, während bei den 18- bis 24-Jährigen nur ein Drittel die Stimme abgibt. Doch lassen sich junge Erwachsene durch eine Quiz-App und Livesendungen tatsächlich zum Urnengang bewegen? Redaktionsleiter Weber wiegelt ab: «Unser Hauptziel ist es nicht, Leute an die Urne zu bringen.» Viel mehr wolle man den Jungen zeigen, dass ihre Meinung sehr wohl zähle. Und dass sie bei vielen Themen mitreden und mit ihrer Stimme auch etwas bewegen könnten. «Auf den ­Social-Media-Kanälen erreichen wir ein jüngeres Publikum. Das ist ein Erfolg, den wir mit klassischen Formaten nicht verbuchen konnten», so Weber.

Service public oder nicht?

Dem Verband Schweizer Medien geht das Angebot zu weit: «Politbox» verletze die Konzession, sagt VSM-Verbandsdirektorin Verena Vonarburg. Die Game-App sei «kein Service ­public». Deshalb reichte der Verband beim Bundesamt für Kommunikation (Bakom) eine Anzeige wegen Konzessionsverletzung ein. Die SRG-Richtlinien besagten, dass Online-Inhalte mit einem Sendebezug einen direkten, zeitlichen und thematischen Bezug zu redaktionellen Sendungen und Sendeteilen aufweisen müssen. Die SRG sieht das anders: Die Politberichterstattung sei eine ihrer Kernaufgaben – diese werde – in interaktiver Form – nun für ein jüngeres Publikum angeboten.

Ramona Thommen

www.srf.ch, Politbox

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