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Preis für Radiofrauen

Jeden Montag gestalten Frauen ein vielfältiges, mehrsprachiges Programm
im Alternativen Lokalradio Zürich LoRa, und das seit 1994. Jetzt sind die Sendungsmacherinnen mit dem Gleichstellungspreis 2011 der Stadt Zürich ausgezeichnet worden. Ein Gespräch mit Nicole Niedermüller von der Frauenredaktion.

 

syndicom: Radio LoRa feiert sein 28-jähriges Bestehen. Und fast gleich lang gibts auch das Frauenprogramm «Die Hälfte des Äthers». Was für eine Geschichte hat die unabhängige Frauenredaktion?

 

Nicole Niedermüller: In den Achtzigern war die Frauenbewegung im Aufbruch. Zahlreiche feministische Medien entstanden, von Frauen für Frauen, von denen jedoch viele wieder verschwunden sind. Die Sendungsmacherinnen beim Radio LoRa dagegen entschieden sich bewusst für das gemischte Projekt, jedoch mit eigenem Raum und eigenen Strukturen.

 

Was hat sich seither verändert?

 

Ein feministisches Programm hatte «Die Hälfte des Äthers» schon immer. Doch früher gingen die Frauen davon aus, dass feministische Themen in den Mainstream-Medien keinen Eingang finden. Heute ist in diesen Medien die Berichterstattung breiter und vielfältiger geworden; bei DRS 2 zum Beispiel wird Musik von Frauen zur Kenntnis genommen. Aus meiner Sicht haben sich inzwischen neue Themen und neue Ansätze entwickelt: gesellschaftliche Gruppierungen, unter anderem solche, die sich von fixen Geschlechterzuschreibungen lösen. Transsexuelle und Queers finden bei LoRa ihre Gefässe – so machten während einiger Zeit Türkisch sprechende Frauen eine «Queer»-Sendung.

 

Wo setzt ihr Schwerpunkte?

 

Von Anfang an im Programm war die einstündige Infosendung. Wir heben uns dabei ab von den Häppchen-Infos anderer Medien, wählen jeweils einige Themen, die wir vertieft behandeln. Auch die Sendung «Pandoras Box, die Sendung von und für Lesben» gab es immer schon, ebenfalls die Musiksendungen, in denen Musikerinnen zu hören sind, die sehr spannende Sachen machen, in den Mainstream-Medien aber oft untergehen. Zu den fixen Bestandteilen unseres Programms gehören Sondersendetage, zum Beispiel am 8. März.


LoRa sendet in über 20 Sprachen. Gilt das auch für die «Hälfte des Äthers»?

 

Vielsprachigkeit ist eine Besonderheit von LoRa. Auch in der Frauenredaktion waren migrantische Frauen schon immer aktiv. In den Mainstream-Medien sind Migrantinnen und Migranten unterrepräsentiert, sowohl thematisch wie auch als Moderatorinnen und Moderatoren. Im LoRa-Frauenprogramm kann man Sendungen in türkischer und kurdischer Sprache, in Farsi und Serbisch hören; seit jüngerer Zeit machen auch Frauen aus Afghanistan oder Polen bei uns mit. Insgesamt sind etwa zehn Sprachen vertreten. Wir haben zudem Erfahrungen mit mehrsprachigen Sendegefässen, solchen also, in denen verschiedene Sprachen nebeneinander gesprochen werden.

 

Wofür werdet ihr das Preisgeld brauchen?

 

Im nächsten Sommer wird es in Dortmund einen europäischen Vernetzungskongress von freien Radios geben. Dank dem Preisgeld von 20 000 Franken können wir Frauen, die nicht so viel Geld haben, die Teilnahme am Kongress ermöglichen. Zum anderen werden wir einen Fördertopf für Radio-Weiterbildung für Frauen eröffnen.

 

Interview: Charlotte Spindler, ist freie Journalistin, Zürich

 

Radio LoRa sendet auf 97,5 MHz.; www.lora.ch. Neben dem Gleichstellungspreis der Stadt Zürich wurde das Alternative Lokalradio Zürich Anfang November 2011 auch vom Verein Qualität im Journalismus ausgezeichnet.

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