Artikel

Problem Unterbeschäftigung

Über ein Drittel der Erwerbstätigen in der Schweiz arbeitet Teilzeit – nicht immer freiwillig. Das zeigt die Unterbeschäftigungsquote, die 2016 bei 7 Prozent der Erwerbsbevölkerung lag. Ein Unternehmen wie die Post sollte seine Vollzeitstellen, die jetzt mit der Pensionierung von Tausenden von 100%-Zustellern frei werden, den jungen Erwerbstätigen anbieten. 


Teilzeitarbeit nimmt in der Schweiz stark zu. Im 1. ­Quartal 2017 waren laut Bundesamt für Statistik 1,69 Millionen Menschen teilzeiterwerbstätig (90%-Pensum oder weniger) – über ein Drittel der 5 ­Millionen Erwerbstätigen. Vor allem Frauen sind im Teilzeitpensum angestellt (fast drei Viertel der Teilzeitbeschäftigten sind weiblich, 6 von 10 Frauen arbeiten Teilzeit). Teilzeit galt lange als Arbeitsmodell, mit dem man die Familien- und die Erwerbsarbeit unter einen Hut bringen kann.

Viele wollen mehr arbeiten

Teilzeitarbeit ist aber nicht einfach nur kürzere Arbeitszeit. In Wirklichkeit handelt es sich um ein Beschäftigungsmodell, in dem die Angestellten schlechtere Arbeitsbedingungen haben. Teilzeit ist häufig ungewollt: Im 1. Quartal 2017 waren unter den Teilzeiterwerbstätigen 354 000 Unterbeschäftigte (davon drei Viertel Frauen). Das sind Personen, die mehr arbeiten möchten und auch kurzfristig verfügbar sind. Die Unterbeschäftigungsquote betrug im 1. Quartal dieses Jahres 7,3% – im ersten Quartal des Vorjahres erst 7,0%. Vor allem Männer, vor allem die 15- bis 24-Jährigen, suchen laut Bundesamt für Statistik prioritär eine Vollzeitstelle. Eine Mehrheit der unterbeschäftigten Frauen wünschte eher eine Erhöhung der Teilzeit, doch 40% wollten Vollzeit arbeiten. Eine Vollzeitstelle wünschte sich vor allem die Gruppe der 40- bis 54-Jährigen, gefolgt von den 55- bis 64-Jährigen.

Die Lage bei der Post

In mehreren syndicom-Branchen findet sich Unterbeschäftigung, auch in der Logistik. Bei unseren Besuchen in den Betrieben haben sich Mitglieder verschiedentlich darüber beklagt. Nicht selten wird den Jungen nach Abschluss ihrer Ausbildung eine Teilzeitstelle angeboten, die sie nicht mit einer weiteren Teilzeitstelle ergänzen können. Denn man muss flexibel und an sechs von sieben Tagen verfügbar sein, auch wenn man nur 70 bis 80% arbeitet. Bei PostMail zum Beispiel sind heute nur 60% der Stellen Vollzeitstellen, der Anteil geht weiter zurück. Bei der Post sind gegenwärtig mehrere Hundert Angestellte unterbeschäftigt.

Als drittgrösste Arbeitgeberin und Ausbildnerin in der Schweiz sollte die Post eine aktive sowie ethisch und sozial verantwortliche Personalpolitik verfolgen und Problemen wie der Unterbeschäftigung Rechnung tragen. Denn die Post profitiert von der demografischen Entwicklung: Die Generation der Babyboomer erreicht das Rentenalter. Bei der Post werden sich Tausende von ZustellerInnen mit hohen Beschäftigungsgraden pensionieren lassen.

syndicom erwartet eine kohärente Personalpolitik

syndicom verlangt von der Post, dass sie im Rahmen dieses Generationenwechsels den heute unterbeschäftigten jungen und weniger jungen Erwerbstätigen Stellen mit hohem Pen­sum anbietet. Eine 100%-Stelle muss durch eine 100%-Stelle ersetzt werden oder eine Pensen­erhöhung ermöglichen. syndicom setzt sich für die Schaffung und Erhaltung von Vollzeitstellen ein und plant eine Petition gegen die grassierende Unterbeschäftigung bei der Post.

Informiert bleiben

Persönlich, rasch und direkt

Du willst wissen, wofür wir uns engagieren? Nimm Kontakt zu uns auf! Bei persönlichen Anliegen helfen dir unsere Regionalsektretär:innen gern weiter.

syndicom in deiner Nähe

In den Regionalsekretariaten findest du kompetente Beratung & Unterstützung

Jetzt Mitglied werden