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Protestwelle bei den Post-Chauffeuren

Nun ist die Katze aus dem Sack: Die Post hat am 5. November bekannt gegeben, dass sie ihre LKW-Flotte definitiv auslagern wird. Mit diesem Entscheid bekommt der Protest der Wagenführer eine neue Dimension. Naomi Kunz

 

Zur Erinnerung: Am 4. September hat die Post bekannt gegeben, dass sie ab Ende 2016 keine eigene Lastwagenflotte mehr betreiben will. Als Folge davon sollen 187 Stellen gestrichen und der Postsachentransport vollständig durch externe Unternehmen übernommen werden. Kurz darauf haben die betroffenen Wagenführer mit der Unterstützung von syndicom ihren Widerstand gegen die geplante Auslagerung angekündigt. Sie bildeten ein Aktionskomitee und beschlossen, Anfang November eine Reihe von Aktionen durchzuführen.

Krasses Lohndumping

Den Auftakt machte eine Pressekonferenz in Genf am 2. November. syndicom deckte eine Reihe von Dumping-Fällen bei externen Subunternehmen der Post auf. Diese Fälle zeigen exemplarisch, dass die Post nicht in der Lage ist, die Arbeitsbedingungen bei den rund 250 Subunternehmen, welche für die Post unterwegs sind, zu kontrollieren. So erhalten zum Beispiel die Chauffeure eines Subunternehmens in Meyrin umgerechnet einen Stundenlohn von 17.80 Franken. Dieser Lohn ist einerseits im Vergleich zu den Salären der Wagenführer der Post extrem tief. Andererseits entspricht er nicht den branchenüblichen Mindestlöhnen, welche im Kanton Genf vorgeschrieben sind. Zusätzlich sind die Chauffeure dieser Firma nur für einen Teil der Arbeitszeit fix angestellt. Während der übrigen Zeit werden die Wagenführer auf Abruf eingesetzt und wissen deshalb nie, wie gross ihr Lohn am Monatsende sein wird.

Und es wird noch schlimmer: Exemplarisch ist dieser Fall ausserdem, weil dieselbe Firma aus Meyrin die Touren eines anderen Subunternehmens übernommen hat, welches in Konkurs gegangen war und zuvor die Angestellten um über drei volle Monatslöhne geprellt hatte.

Protestpausen nach AuslagerungsEntscheid

Eine neue Dynamik erhielten die Proteste der Wagenführer am 5. November, als die Post bekannt gab, dass das Konsultationsverfahren abgeschlossen sei und die Post-LKW-Flotte vollständig ausgelagert werde.

Die Vorschläge der Angestellten und der Gewerkschaft, die im Rahmen des Konsultationsverfahrens gemacht wurden, hätten keine «strategiekonformen und wirtschaftlich vertretbaren Möglichkeiten» aufgezeigt, um die ChauffeurInnen in ihrer bisherigen Funktion weiterzubeschäftigen, teilte die Post mit. Als erste Reaktion auf den Entscheid der Post versammelten sich die Wagenführer des Logistikzentrums in Ostermundigen (BE) zusammen mit syndicom zu einer Protestpause. Der Betrieb war während der Aktion eingeschränkt.

Die Wagenführer erhielten Unterstützung durch National­rat Corrado Pardini, ­Mitglied der Geschäftsleitung Unia, der Solidaritätsbotschaften des kantonalen Gewerkschaftsbundes, der SP-Fraktion und der Gewerkschaft Unia überbrachte. Er wies auf die Gefahr hin, dass unter den neuen politischen Verhältnissen im Parlament der Schutz der Arbeitnehmenden und der Service public weiter ausge­höhlt werden.

Am Folgetag zogen die Wagenführer im Logistikzentrum in Cadenazzo (TI) mit einer Protestpause nach. Und am 11. November kam es zu einer Protestaktion im Logistikzentrum in Biel.

Kritik an Auslagerung

Die Post-Chauffeure kritisieren den Entscheid der Post-Leitung in vier Punkten:

• Die Auslagerung der LKW-Flotte führt zu einem Know-how-Verlust bei der Post und wird sich gravierend auf die Qualität der internen Transport-Dienstleistung auswirken.

• Die Wagenführer bezweifeln, dass die Post in der Lage ist, ihnen gleichwertige Arbeitsstellen mit Zukunftsperspektiven zur Verfügung zu stellen.

• Die Post ist ausserstande, reguläre Arbeitsbedingungen und faire Löhne bei den rund 250 Subunternehmen zu garantieren, welche für die Post unterwegs sind. Dies zeigen die krassen Fälle von Lohndumping in Genf.

• Die Post schafft mit ihrer Auslagerungspolitik Hunderte von prekarisierten Arbeitsplätzen und rechtfertigt die Hungerlöhne damit, dass so die «langfristige Wettbewerbsfähigkeit» gestärkt werde.

Die Abbau- und Auslagerungspläne von Post, SBB und der öffentlichen Verwaltungen ge­fährden den Service public in der Schweiz. Es braucht nun eine starke, kämpferische Allianz der Angestellten von Post, SBB und des öffentlichen Dienstes, um sich dagegen zu wehren. (syndicom)

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