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Renditebolzerei in der Telekombranche

Sowohl Sunrise, wie Orange sind im Mehrheitsbesitz britischer Beteiligungsfirmen. Bei Sunrise ist es die CVC, bei Orange die Finanzierunggesellschaft Apax, die rund 30 Milliarden Euro in Firmen der Telekombranche, des Einzelhandels und im Gesundheitsmarkt investiert hat. Laut Firmenlabel strebt Apax mit seinem investierten Kapital einen jährlichen Gewinnzuwachs von mindestens 12% an. Eine Zielsetzung, die unmissverständlich an die CEO’s der von Apax kontrollierten Firmen weitergegeben wird.


Laut einsehbaren Angaben von Orange behauptet sich die Nummer 3 im schweizerischen Telekommarkt erfolgreich in diesem lukrativen, heiss umkämpften Markt. So wurde erfreut festgestellt, dass beispielsweise im Jahre 2012 die EBIT-Marge (Gewinn vor Steuern) gegenüber dem Vorjahr markant gestiegen sei und die Breitbandlizenzen vom Bund mit einem sehr guten Ergebnis ersteigert werden konnten, was eine gute Basis für weitere Investitionen und den entsprechenden Ausbau des Breitbandnetzes ermögliche.

Wirtschaftlich steht Orange, wie übrigens auch die Mitkonkurrenten Sunrise und Swisscom, auf  gesunden Beinen; könnte man aufgrund der Betriebszahlen meinen, wenn da nicht die Geldvermehrungsmaschinerie des Firmenbesitzers wäre, die sich mit einer Gewinnsteigerung im einstelligen Prozentbereich nicht zufrieden gibt. Also bleibt den Unternehmensleitungen nichts anderes übrig als den Rotstift anzusetzen, Betriebsabläufe noch rationeller zu gestalten und insbesondere durch Personalabbau Kosten einzusparen. Wie letztes Jahr von Sunrise, und aktuell von Orange vorgemacht.

Es mag ein Quentchen Wahrheit darin liegen, wenn der Schwarzpeter für den Stellenabbau   der Wettbewerbskommission zugeschoben wird, weil er die Fusion von Sunrise und Orange verhinderte und die Rolle des Bundes angeprangert wird, weil dieser bei der Frequenzauktion  insgesamt eine Milliarde Franken von Swisscom, Sunrise und Orange kassierte. Hauptveranwortlich für die brutale Arbeitsplatzvernichtung zeichnet jedoch die unersättliche Renditebolzerei der Finanzinvestoren, die für ihr Handeln keine moralischen Bedenken kennen.

Dass Apax eine Heuschrecke ist, die skrupellos in kurzer Zeit möglichst viel Geld aus Orange herauspressen will, zeigt das jüngste Beispiel: Um die Dividende zu steigern, hat Apax über die Finanzgesellschaft Matterhorn Financing eine Obligation über 250 Millionen Euro aufgelegt. Diese wird über die Börse von Luxemburg gehandelt und ist erst im Jahre 2019 fällig. Für diese 250 Millionen Euro muss Orange einen Zins von 9% bezahlen. Orange muss in diesem Jahr für die gesamte Schuldenlast rund 140 Millionen Franken aufbringen. Geld das ihr fehlen wird, um Investitionskosten aus mehrheitlich eigenen Mitteln zu bestreiten.

Vor dem Hintergrund der im Sektor Grafische Industrie aktuell stattfindenden Abwehrkämpfe gegen die Demontage des Gesamtarbeitsvertrages und der Vernichtung von Arbeitsplätzen, stellt sich die Frage nach einer einheitlichen Kommunikation der Missstände in den anderen Sektoren, in welchen ebenso Arbeitsplätze der Rationalisierung und somit der Gewinnmaximierung zum Opfer fallen.

Es wäre an der Zeit, die wahren Hintergründe der seit Jahrzehnten unaufhörlichen Umverteilung von unten nach oben einheitlich und unmissverständlich aufzuzeigen. Nur mit einer klaren Kommunikation gegen innen wie nach aussen, kann die Mitgliedschaft und die Öffentlichkeit für kommende Auseinandersetzungen um die Erhaltung wohlerworbener Rechte und den Besitzstand sensibilisiert werden.

Heinz Thommen

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