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Schöne Bescherung: PostNetz stresst Angestellte und Kunden

Die Adventszeit ist normalerweise das beste Geschäft für PostNetz. Nun wird diese Zeit zum Horrortrip sowohl für die Angestellten als auch für die Kunden. Das Schlimme daran ist: Das ist genau das, was die PostNetz-Führung will.

Post Freiburg, © Keystone/Laurent Gillieron

Die neu in eine eigene Firma umgewandelte Organisation PostNetz (per 1. Januar 2021) steckt in der grössten Reorganisation des letzten Jahrzehnts. Zudem steht sie im umsatzstärksten Monat des Jahres und hat, wie die ganze Welt, mit einer Pandemie zu kämpfen. Just in diesem Moment hat die Leitung von PostNetz entschieden: Die Überstunden aller Angestellten müssen runtergefahren werden.

Lange Schlangen – gestresstes Personal
Die Konsequenzen sind klar: Das Schalterpersonal wird dem Weihnachtsansturm in reduzierter Belegschaft entgegentreten müssen. Die Angestellten werden, mitten in ohnehin schwierigen Umständen, absichtlich zusätzlichem Stress ausgesetzt. Die erst neu eingesetzten Teamleiterinnen und -leiter versuchen, dort auszuhelfen, wo es gerade am dringendsten ist; die Führungs- und Teamarbeit bleibt auf der Strecke. Dabei wurde den Angestellten versprochen, die Neuorganisation gemeinsam zu gestalten. Im Rahmen der Pandemie geradezu unverantwortlich ist, dass Angestellte stärker zwischen verschiedenen Poststellen rotieren müssen, als unbedingt notwendig.

Und Kunden, die nun während der langen Adventszeit Schlange stehen müssen, tun dies im Wissen, dass die Post-Führung sie absichtlich länger anstehen lässt. Das Schlimme daran ist, dass dieser Umstand der Strategie von PostNetz in die Hände spielt. Denn die Schädigung des Weihnachtsgeschäfts hilft bei der Zerschlagung des Poststellen-Netzes.

Angriff auf Poststellen-Netz und den Service public
PostNetz übt einen Angriff auf das Geschäftsfeld der Poststellen und auf die Grundversorgung aus. Die Poststellen sind der Post-Führung immer noch ein Dorn im Auge: Sie kosten zu viel. Sie wünschen sich deutsche Verhältnisse, wo Pakete nur noch über Drittanbieter, so etwa in Lebensmittelläden, Kiosken und Kebabständen aufgegeben werden können. Der Bundesrat hat in seinen strategischen Zielen jedoch festgehalten, dass er das Netz mit 800 Poststellen erhalten will. Nun sollen die Vorgaben des Bundes faktisch verunmöglicht werden, um die Schliessung von weiteren Poststellen zu rechtfertigen. Die Schädigung des Geschäfts in den Poststellen ist für die Führungsriege von PostNetz also kein bedauerlicher Schaden, sondern hat Strategie.

Künstlich verknappt und falsch gezählt
PostNetz unternimmt alles, um die Kundengeschäfte künstlich tief zu halten. Die Zahl der Kundengeschäfte ist die Hauptbegründung für die Reduktion der Poststellen. Neben dem natürlichen Rückgang hat die PostNetz-Führung diese Zahl aber massgeblich gedrückt. Es können immer weniger Kundengeschäfte überhaupt erfasst werden. Beispielsweise wurden diverse Drittprodukte aus dem Sortiment genommen. Zudem werden bei dieser relevanten Zahl «Äpfel mit Birnen» verglichen: Ein Brief verursacht deutlich weniger Aufwand als ein Paket. Während die Zahl der Briefe sinkt, wächst das Paketvolumen exponentiell. Das gilt gerade in der Adventszeit. Unabhängig vom Aufwand werden aber ein Brief und ein Paket als gleichwertige Kundengeschäfte gewertet.

David Roth, zuständiger Zentralsekretär bei syndicom fordert: «Die PostNetz-Leitung muss den sofortigen Stopp des Überstunden-Abbaus anordnen, um die Situation für die Angestellten zu entspannen. Die Führungskräfte sollen sich um die von ihnen erwartete Führungsarbeit kümmern können.» syndicom hat einen solchen Stopp bereits im November gefordert. Die Führung von PostNetz ist jedoch nicht darauf eingetreten.

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