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Schub für die Lohngleichheit

Frauen sind viel häufiger von Tieflöhnen betroffen als Männer. Siebzig von hundert Personen mit Stundenlöhnen unter 22 Franken sind Frauen. Wenn die Mindestlohn-Initiative am 18. Mai angenommen wird, profitieren sie viel stärker als die Männer. Lohnungerechtigkeiten würden korrigiert.

 

Wie soll man Miete, Krankenkassenprämien und Rechnungen bezahlen mit weniger als 4000 Franken im Monat? Eine unerwartete Rechnung kann den Absturz in die Armut bedeuten. Über 400 000 Arbeitnehmende stehen trotz Vollzeitarbeit jeden Monat vor dem Problem, dass sie von ihrem Lohn kaum leben können. Ein Drittel dieser Personen hat eine Lehre abgeschlossen, zwei Drittel sind über 25 Jahre alt und zwei Drittel sind Frauen. Diese Situation ist inakzeptabel! Auch im internationalen Vergleich steht die Schweiz miserabel da: Dass der Tieflohnanteil bei den Frauen drei Mal höher ist als bei den Männern, ist in kaum einem anderen Land zu beobachten.

Frauen sind zweifach unterprivilegiert

Frauen sind überdurchschnittlich stark von Tieflöhnen betroffen. 16 Prozent der ­Frauen verdienen weniger als 22 Franken pro Stunde, nur 6 Prozent der Männer. Am häufigsten kommen Tieflöhne in Branchen mit überdurchschnittlich vielen Frauen vor: im Verkauf (95 000 Personen), in den persönlichen Dienstleistungen wie Reinigung und Wäscherei (50 000 Personen) sowie im Gesundheits- und Sozialwesen (20 000 Personen). Frauenarbeit wird immer noch schlecht angesehen und schlecht bezahlt, trotz dem Prinzip «gleicher Lohn für gleiche Arbeit». Frauen sind gleich zweifach unterprivilegiert: vor allem sie arbeiten in Tieflohnbranchen, und dann erhalten sie dort für dieselbe Arbeit noch weniger Lohn.

Durchschnittlich 1800 Franken weniger pro Monat als die Männer verdienen die Frauen in der Schweiz. Ein Teil der Differenz beruht auf objektiven Unterschieden wie Alter, Ausbildung oder Tätigkeitsbereich. Im Durchschnitt 37,6 Prozent oder 677 Franken sind aber auf Diskriminierung zurückzuführen. Frauen verdienen also monatlich 677 Franken weniger als Männer einzig und allein, weil sie Frauen sind.

Lehrabschluss schützt nicht

Je nach Branche betragen die nur vom Geschlecht abhängigen Anteile an den Lohndifferenzen zwischen 13,5 und 87 Prozent. Auch ein Lehrabschluss schützt nicht vor Tieflohn. 15,7% der Frauen mit abgeschlossener Berufslehre verdienten 2010 nur einen Tieflohn, also zwei Drittel des mittleren Lohns von 3986 Franken. Der Tieflohnanteil bei den Männern mit Lehrabschluss war drei Mal tiefer, 5,6%. Praktisch die gleichen Zahlen wie bei Männern und Frauen insgesamt.

Schub für die Lohngleichheit

Diese Zahlen zeigen, dass korrekte Mindestlöhne, wie sie die Initiative fordert, dringend nötig sind. Sie würden einen bedeutenden Teil der Lohndiskriminierung eliminieren.

Mit der Einführung eines Mindestlohns von 22 Franken pro Stunde würden die tiefsten Löhne steigen, vor allem in den Branchen mit einem grossen Frauenanteil. Die Einführung von Mindestlöhnen dürfte zudem eine Wirkung auf alle Löhne haben, vor allem bei Berufen, die eine geringe Wertschätzung erfahren.

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