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SGB-Analyse zeigt: Es braucht eine wirtschaftspolitische Wende

Lohndruck, Prämienlast, Stress und unsichere Arbeitsplätze. Die Schweiz ist so reich wie nie. Doch nur eine Minderheit profitiert. Der SGB-Bericht zur Lage der Berufstätigen in der Schweiz liefert Fakten und zeigt Handlungsmöglichkeiten.

Die Schweiz ist so reich wie nie zuvor - dank der Berufstätigen. Rund 170'000 Franken erwirtschaftete jede berufstätige Person in der Schweiz letztes Jahr (Durchschnitt pro Vollzeitstelle). Das Land könnte sich also problemlos leisten, dass es allen gut geht. Die Realität ist leider anders, wie die Analyse des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) zur Lage der Berufstätigen zeigt.

Den gestiegenen Wohlstand teilten sich in den letzten 20 Jahren vor allem Topverdiener, Aktionäre und Arbeitgeber. Viele Berufstätige gingen dagegen fast leer aus. Und bei Normalverdienenden fressen steigende Krankenkassenprämien das magere Reallohnwachstum wieder weg. Auch von Steuererleichterungen profitierten vor allem die höchsten Einkommen. Kein Wunder, haben in der Schweiz im internationalen Vergleich so viele Leute Mühe, finanziell über die Runden zu kommen.

Viele Berufsleute sorgen sich um ihren Arbeitsplatz. Mittlerweile liegt die Erwerbslosigkeit in deutschen Bundesländern wie Baden-Württemberg und Bayern tiefer als in der Schweiz. Bei unfreiwilliger Teilzeitarbeit belegt die Schweiz sogar einen unrühmlichen Spitzenplatz in Europa. Auch bei Stress und stressbedingten Krankheiten steht die Schweiz im europäischen Vergleich schlecht da. Die durchzogene Bilanz droht sich gar noch zu verschlimmern, sollte es zu einem Rückfall in die Zeit vor den bilateralen Verträgen mit der EU kommen.

SGB-Präsident Paul Rechsteiner forderte vor den Medien in Bern "eine wirtschaftspolitische Wende" für die Schweiz. Mehr Gerechtigkeit bringen Gesamtarbeitsverträge (GAV) mit guten Mindestlöhnen und generellen Lohnerhöhungen. Kurzfristig soll der GAV-Abdeckungsgrad auf 60 Prozent steigen. Um die Lohngleichheit zwischen Mann und Frau herzustellen, müssen Kontrolleure die Löhne in den Firmen auf Diskriminierung prüfen. Und es braucht eine Behörde mit Untersuchungs- und Durchsetzungskompetenzen.

Die bilateralen Verträge müssen gesichert und die Arbeitsbedingungen besser geschützt werden. Das Prinzip der Nichtdiskriminierung nach Aufenthaltsstatus muss auch in Zukunft gelten. Grossen Handlungsbedarf gibt es bei der Steuer- und Abgabenpolitik. Bund und Kantone müssen die Prämienverbilligung substanziell aufstocken. Der SGB wird an seinem Kongress vom 23./24. Oktober entsprechende Forderungen für eine wirtschaftspolitische Wende verabschieden.(SGB)


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