Artikel

Supermarkt-Alarm

Gastkommentar


Es wimmelt von Wahl- und Abstimmhilfen wie Smartvote oder Vimentis und ihren Fragebögen. Viele Medien stützen sich auf deren Analysen – oder Pseudo-Analysen, denn wenn man näher hinschaut, sind die Fragen so schlecht formuliert oder so sehr aus dem Kontext gerissen, dass die Bürgerinnen und Bürger nicht weiter sind, wenn sie ihre Antworten mit jenen der Kandidierenden verglichen haben.

Die Beantwortung einer politischen Frage mit Ja oder Nein kann, selbst wenn es mit einem vagen «eher ja» oder «eher nein» geschieht, stark vom Kontext abhängen. Smartvote etwa berücksichtigt auch die Gründe für eine Haltung nicht und ordnet Leute, die die Kehrichtsackgebühr ablehnen, weil sie unsozial ist, in die Kategorie der Umweltschutzgegner ein – selbst wenn die Personen gerechtere Alternativen durchaus befürworten.

Die Fragebögen haben noch einen Mangel: Sie reduzieren eine öffentliche Sache auf eine Art Supermarkt der einzeln betrachteten Kandidierenden. Ein politischer Erfolg ist jedoch immer ein kollektiver Erfolg. Hinter einer Wahl stehen immer eine Partei, ihre aktiven Mitglieder, ihre Logistik und die Zugkraft ihrer Liste.

Die Gewerkschaften können ein Lied davon singen: Ein Sieg in einer Volksabstimmung ist immer das Ergebnis der gemeinsamen Anstrengungen sehr vieler Menschen.

Im Parlament gilt dasselbe: Niemand gewinnt allein. Mit dem simpel konstruierten Ansatz, dass die Politik lediglich eine Summe von Individuen ist, die Ja oder Nein sagen, vermitteln Smartvote und Co. ein verzerrtes oder sogar falsches Bild von unserer Demokratie.

Jean Christophe Schwaab, Nationalrat SP/VD

Informiert bleiben

Persönlich, rasch und direkt

Du willst wissen, wofür wir uns engagieren? Nimm Kontakt zu uns auf! Bei persönlichen Anliegen helfen dir unsere Regionalsektretär:innen gern weiter.

syndicom in deiner Nähe

In den Regionalsekretariaten findest du kompetente Beratung & Unterstützung

Jetzt Mitglied werden