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Swisscom-Geschäftsbericht 2016: Vorwärts-Strategie auf dem Buckel des Personals?

Innerhalb von wenigen Jahren hat sich die Swisscom von der reinen Telekommunikationsanbieterin zum vielseitigen ICT-Konzern gewandelt. In der Öffentlichkeit wurde nach der Präsentation des Jahresabschlusses 2016 vor allem über den geplanten Stellenabbau diskutiert. Giorgio Pardini, Leiter des ICT-Sektors, erläutert die Sicht von syndicom.

 

syndicom: Wie beurteilst du die aktuelle Strategie der Swisscom?

Giorgio Pardini: Ein Verharren in den rückläufigen traditionellen Geschäftsfeldern würde dazu führen, dass das Unternehmen von Jahr zu Jahr schrumpft. Deshalb begrüsse ich die Diversifikationsstrategie, den flächendeckenden Ausbau der Glasfasernetze und den permanenten Ausbau der Mobilkommunikation. Investitionen in die Infrastrukturen sind wichtige Voraussetzungen, damit die Schweizer Volkswirtschaft weiterhin floriert.

Einmal mehr hat aber die Swisscom einen Stellenabbau angekündigt. Eine Folge des technologischen Wandels?

Ein Teil des Abbaus ist sicher darauf zurückzuführen. Der andere Teil hat mit Effizienzsteigerungen und organisatorischen Anpassungen zu tun.

Was unternimmt syndicom zur Unterstützung der Betroffenen?

Seit 2013 befindet sich syndicom mit Swisscom in einem institutionalisierten Personalplanungsprozess. Diskutiert werden Themen wie Investitionen, Innovations- und Entwicklungspotenzial, Auswirkungen der technologischen Veränderungen auf das Personal, zukünftige Anforderungsprofile sowie daraus abzuleitende Aus- und Weiterbildungsmassnahmen.

Und das rettet Arbeitsplätze?

Nicht unbedingt, weil reine Strukturerhaltung letztlich niemandem dient. Die strategische Personalplanung verhindert aber Entlassungen, weil Mitarbeitende in den Fokus geraten, deren Tätigkeiten nur noch für wenige Jahre gefragt sind.

Mit welchen Massnahmen wird den Betroffenen geholfen?

Beispielsweise mit internem Re-Deployment, der Beratung durch Worklink oder mit den Massnahmen, die im Sozialplan festgehalten sind. Dank diesem Prozess ist es in den letzten Jahren gelungen, die budgetierten Entlassungszahlen jeweils auf ein Minimum zu reduzieren.

Wie sieht das konkret in Zahlen aus?

Die Swisscom sprach bei der Personalplanung 2016 von einem Abbau von rund 700 Stellen. Ende Jahr konnten wir feststellen, dass nebst der Fluktuation 44% der Betroffenen durch internes Re-Deployment weiterhin bei Swisscom arbeiten, 26% eine externe Anstellung gefunden haben, 3% sich zu einer Firmengründung entschlossen haben, 16% bei Worklink beschäftigt werden und 3% eine anderweitige Laufbahn eingeschlagen haben – ein Erfolg nachhaltiger Gewerkschaftsarbeit von syndicom. Einzig für 22 Personen konnte nach dem Ausschöpfen der Sozialplanleistungen bis Ende 2016 keine Anschlusslösung gefunden werden.

Auch für die nächsten Jahre ist ein Stellenabbau nicht auszuschlies­sen.

Ja, denn es ist weiterhin mit unterdurchschnittlichem Wirtschaftswachstum zu rechnen. Der Margendruck innerhalb der Branche nimmt zu, die globale Konkurrenz setzt die Preise unter Druck und der Umsatz stagniert. Wenn also die neuen Geschäftsfelder nicht überdurchschnittlich reüssieren, könnten weitere Stellen abgebaut werden.

Welche Rolle spielt dabei der Bund?

Wir werden uns mit dem Uvek über die Definition der Eigenwirtschaftlichkeit unterhalten, bevor der Bundesrat die Eignerstrategie überarbeitet. Der Kostendruck darf nicht einseitig auf die Angestellten abgewälzt werden.

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