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syndicom fordert: Keine Entlassungen und einen Gesamtarbeitsvertrag für die Angestellten

AZ Medien und NZZ-Gruppe veranstalten ein mediales Erdbeben

© Keystone/Christian Beutler

Die Nachricht über die faktische Fusion aller Zeitungen der AZ Medien mit den Regionalzeitungen der NZZ-Gruppe stellt ein Beben in der Schweizer Medienlandschaft dar. Kommerzielle Logik ist wie beim Tamedia-Einheitsbrei der Motor; was das für die Leserschaft, die Arbeitnehmenden und die Medienvielfalt bedeutet, ist in den Chefetagen kein Thema. 

«Sämtliche Mitarbeitenden und Führungskräfte gehen in das neue Unternehmen über», heisst es in der Mitteilung der beteiligten Grossverlage NZZ und AZ Medien. Für die 2000 betroffenen Mitarbeitenden braucht es mehr als das: syndicom verlangt ein klares Bekenntnis des Verlegers, dass das neue Unternehmen keine Entlassungen vornimmt und den Stellenetat weitestgehend beibehält. Die Sozialpartnerschaft ist zu festigen: Die Redaktionen brauchen dringend einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV), der die Mindestarbeitsbedingungen und die journalistische Unabhängigkeit absichert. Im Weiteren fordert syndicom Garantien und ein langfristiges Engagement des neuen Unternehmens für die Einhaltung und Weiterführung des heute geltenden GAV in den Druckereien. Auch die Arbeitsbedingungen des Verlagspersonals sind mit kollektiven Bestimmungen abzusichern. 

Mit dem Joint Venture der beiden grossen Medienunternehmen entsteht ein riesiges Konglomerat, in dem die überregionalen Informationen von der Ostschweiz über die Innerschweiz bis zur Grossregion Aargau/Solothurn/Baselland vereinheitlicht werden. Es ist zu befürchten, dass der Leserschaft in naher Zukunft ein überall gleicher Einheitsmantel vorgesetzt wird. Wie damit «ein wichtiger Beitrag zur Meinungsbildung» geleistet werden soll, wie die Unternehmer heute schönfärberisch behaupten, weiss niemand. Für eine lebendige Schweizer Demokratie braucht es eine echte und fundierte Meinungsvielfalt sowie den Austausch und die Konkurrenz über verschiedene Sichtweisen. 

Nach der angekündigten Einheitsredaktion im Tamedia-Konzern grassiert nun in zwei weiteren Grossverlagen die Fusionitis. Auch Somedia und Basler Zeitung scheinen bereits angesteckt worden zu sein. «More of the same» als einzige Antwort der Verleger auf die Herausforderungen der Digitalisierung in der Mediennutzung: das ist eine fragwürdige und beängstigende Zukunftsperspektive.

Diejenigen Verleger, die gleichzeitig mit der Abschaffung der Radio- und TV-Gebühren bzw. der Abschaffung der SRG liebäugeln, haben einzig ihre Geschäfte im Fokus und ignorieren den Service-public-Auftrag der konzessionierten Medien. Jetzt braucht es erst recht ein kräftiges Nein gegen die «No Billag»-Initiative, um weiterhin eine unabhängige journalistische Sicht auf News und Informationen zu garantieren. Die Politik muss jetzt vorwärts machen und zügig eine direkte Medienförderung für unabhängige, nicht profitorientierte Medien auf die Beine stellen.

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