Tamedia schliesst Ziegler Druck: Profitmaximierung auf Kosten der Angestellten
Der Entscheid von Tamedia, Ziegler Druck zu schliessen, überrascht syndicom nicht: Wieder maximiert ein Medienkonzern seine Profite auf Kosten der Angestellten.
Dem Damoklesschwert, das seit Monaten über Winterthur hing, schneidet Tamedia jetzt den Faden durch. Vorsorglich wurde ja auch schon im November und Dezember ein Sozialplan für zukünftige Entlassungen ausgehandelt, obwohl die Schliessung von Ziegler damals noch nicht beschlossen gewesen war. Nur zwei Monate später sind diese Beteuerungen nichts mehr wert, der Konzerngewinn geht vor.
Tamedia ist kein Kleinbetrieb, der demnächst Konkurs anmelden muss. Noch letzte Woche konnte der Konzern über 250 Mio. Fr. aufwerfen, um die Online-Portale «Ricardo» und «tutti.ch» zu übernehmen. Die Akzidenzdruckerei in Winterthur war offensichtlich ein «notwendiges Übel», das vom Grosskonzern nur in Zusammenhang mit der vertraglich gekoppelten Übernahme des Winterthurer «Landboten» in Kauf genommen wurde. Dass Tamedia die Druckerei jetzt abstösst, erstaunt also wenig.
Nichtsdestotrotz ist der Zeitpunkt des unsozialen Schliessungsentscheids völlig absurd: In den kommenden Monaten werden im Grossraum Zürich aufgrund der ebenfalls bevorstehenden Schliessung der NZZ-Druckerei in Schlieren zusammen über 170 Druckereiangestellte eine neue Stelle suchen. Ihre Chancen, eine neue Stelle zu finden, sind nicht gross. Doch das scheint den Besitzern weder bei Tamedia noch bei der NZZ schlaflose Nächte zu bereiten.
Das Geschäft von Tamedia und NZZ läuft wie geschmiert, auch wenn es einigen Betrieben der Schweizer Druckbranche nicht gut geht – nicht zuletzt, weil zahlreiche Schweizer Unternehmen ihre Drucksachen im Ausland drucken lassen. Eingekauft wird im billigen Ausland, transportiert wird umweltschädigend in Lastwagen quer durch Europa, verkauft und Gewinn gemacht wird aber zu Schweizer Preisen im Inland. Grosse Schweizer Unternehmen – bei Ziegler war es vor gut zwei Jahren Denner, der einen langjährigen Grossauftrag zurückzog – erhöhen so ihre Profite auf Kosten der Schweizer Wirtschaft und der Bevölkerung. Auch Migros lässt ihre Kataloge im Ausland drucken und sogar Tamedia und NZZ drucken ihre eigenen Zeitschriften seit Jahren bei der billigen Konkurrenz.
Dass mit Stämpfli und Schellenberg zwei Schweizer Firmen Teile von Ziegler Druck übernehmen, ist ein schwacher Trost. Es zeigt aber, dass Unternehmen auch anders handeln können als Tamedia und NZZ, wenn sie sich nicht ausschliesslich am Maximalprofit orientieren.
