Unabhängigkeit braucht genügend Ressourcen
Für syndicom klingt es zynisch, wenn Tamedia den Zürcher Landzeitungen die Unabhängigkeit «schenkt» und dabei weitere zehn Stellen abbaut. Diese «Unabhängigkeit» innerhalb des gleichen Verlags – der zudem bereits rund die Hälfte aller Schweizer Tageszeitungen unter einem Dach herausgibt – steht auf sehr wackeligen Beinen.
Ohne genügend Personal in Redaktion, Produktion und Kundenservice haben die bereits durch die Split-Strategie des Tages-Anzeigers systematisch ausgebluteten Regionalblätter nur schlechte Chancen, auf dem hart umkämpften Medienmarkt zu bestehen. Damit die Regionalzeitungen ihre Leserinnen und Leser finden können, müssen die Redaktionen interessante, selbst recherchierte Artikel publizieren können. Auch die vier geplanten Kündigungen im Stadt- und Regionalbund des Tages-Anzeigers bedeuten einen weiteren Abbau der publizistischen Leistung. Für Qualität braucht es entsprechendes Personal.
syndicom erinnert daran, dass es erst wenige Wochen her ist, dass Tamedia am 4. April einen Rekordgewinn von 179 Millionen Franken auswies. Das Unternehmen hätte also keine Mühe, den Zürcher Regionalblättern einen würdigen Neustart zu ermöglichen. Ein zusätzlicher Schlag ins Gesicht der entlassenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist ausserdem das Angebot «verlängerter Kündigungsfristen».
syndicom fordert Tamedia auf, den Regionalzeitungen eine Chance zu geben und ihnen das Personal zu lassen, das für sie überlebenswichtig ist. Sollte sich die Rücknahme aller Kündigungen in den Regionalredaktionen und im Stammhaus an der Werdstrasse nicht durchsetzen lassen, braucht es einen anständigen Sozialplan, der mit den Sozialpartnern verhandelt wird und mindestens vom Niveau des 2009 ausgehandelten Vertragswerks ausgeht.
