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Verhandlungen auf Messers Schneide

Es geht ans Eingemachte: Die 5. Verhandlungsrunde um den GAV in der grafischen Industrie begann mit einer Grundsatzerklärung des Unternehmensverbandes Viscom: «Wir stehen zur Sozialpartnerschaft mit GAV; sie ist Teil unseres Wertesystems.» Das Aber folgte jedoch auf dem Fuss. 

Geschmückt mit respektlosen Kommentaren wiederholte Viscom die Abbauforderungen, an denen sich seit dem ersten Treffen kaum etwas geändert hat: Erhöhung der Arbeitszeit auf 42 Stunden pro Woche und massive Senkung der Zuschläge für Nacht- und Sonntagsarbeit. Da half auch die Versicherung nichts, man wolle den GAV nicht demontieren.

Offensichtlich will Viscom die GAV-Leistungen ultimativ reduzieren. Denn die als «Angebote» deklarierten Abbauforderungen wurden den Gewerkschaften als «letztes Entgegenkommen» präsentiert; das Pulver sei verschossen, der Ofen aus, «mehr geht nicht». Oder ganz klar: «Es braucht Anpassungen an die herrschenden Marktverhältnisse» (gemeint ist natürlich Abbau): «mit Ihnen oder ohne Sie». Schon zu Anfang des Tages stand also ein Abbruch der Verhandlungen durch Viscom im Raum.Die Gewerkschaften wiesen derartige Druckversuche zurück. Krisenbewältigung auf dem Buckel der Beschäftigten kommt nicht in Frage! Sie haben von ihren Mitgliedern das klare Mandat, den aktuellen GAV ohne Abstriche zu verteidigen. Weder die 42-Stunden-Woche noch die Senkung der Zuschläge sind für die Arbeitnehmenden verhandelbar. Das zeigt auch die Petition an den Viscom: Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben haben mit ihrer Unterschrift bereits bekräftigt, dass sie mit einem derartigen Abbau niemals einverstanden sind.

Verärgert zogen sich die Unternehmer nach dieser Replik zu einer längeren Besprechungspause zurück. Danach präsentierte die Viscom-Vertretung ein weiteres «letztes Angebot»: Die Senkung der Zuschläge fiel etwas weniger massiv aus als bei den ersten, schockierenden Vorschlägen, und die 42-Stunden-Woche soll schrittweise über eine 41-Stunden-Woche im Jahr 2013 «erst» ab 2014 eingeführt werden.

Immerhin: Bei den Mindestlöhnen machten die Unternehmer ein annehmbares Angebot. Und auch bei der Aus- und Weiterbildung liegt eine Einigung im Bereich des Möglichen.

Doch das Ultimatum blieb bestehen: Sollten die Gewerkschaften nicht auf das Abbaupaket eintreten, stelle man weitere Verhandlungen und den Abschluss eines neuen GAV in Frage, hiess es seitens des Unternehmensverbandes, wo man sich anderntags im Viscom-Zentralvorstand beriet, ob die Verbandsvertreter an der nächsten Verhandlungsrunde vom 22. November noch teilnehmen sollten. Am Freitagnachmittag, 16. November, erfuhr syndicom, dass die Verhandlungen weitergehen. Das ist gut, denn es gibt ausser den Differenzen gegenüber den Abbauplänen der Arbeitgeberseite noch einige andere offene Punkte zu besprechen.

An der Branchenkonferenz vom 8. Dezember in Bern stimmen die Mitglieder der grafischen Industrie über das Verhandlungsergebnis ab: Jetzt anmelden bei hanspeter.graf@syndicom.ch!

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