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Vertragsbruch zum zweiten Mal

Ein weiteres Mal blockiert Viscom das Verfahren zur Allgemeinverbindlicherklärung des GAV in der grafischen Industrie. Das ist inakzeptabel und untergräbt die Glaubwürdigkeit von Viscom ein Jahr vor den Verhandlungen für den nächsten Vertrag. Nun sind die Arbeitnehmenden der Branche aufgerufen, sich zusammenzuschliessen und zu kämpfen. 

 

Wie in der letzten Ausgabe bereits dargelegt, hat syndicom versucht, das Verfahren zur Allgemeinverbindlicherklärung (AVE) des Gesamtarbeitsvertrags (GAV) der grafischen Industrie wieder aufzunehmen, nachdem der Zentralvorstand von Viscom das Ganze im Februar zum Stillstand gebracht hatte.

Nach einem Treffen mit Viscom und den Verantwortlichen des Seco (Syna hatte sich entschuldigt) wurden wir vom Seco ermutigt, diesen Weg einzuschlagen.

Indem wir weiterhin das Gespräch mit unseren Sozialpartnern suchten, konnten wir die Geschäftsleitung von Viscom überzeugen, ihrem Zentralvorstand einen neuen Vorschlag zu unterbreiten: AVE ab 5 statt 3 Mitarbeitenden und Verlängerung des GAV für ein Jahr. Am 27. März hat der Zentralvorstand von Viscom jedoch Nein gesagt.

Inakzeptabler Entscheid

Das Verfahren zur Allgemeinverbindlicherklärung des GAV der grafischen Industrie ist somit definitiv ausgesetzt. Wir haben mit allen Mitteln versucht, das zu verhindern, aber es ist uns nicht gelungen.

Wir waren und sind immer noch überzeugt, alles richtig gemacht zu haben. Aber für ein solches Verfahren müssen sich die Vertragsparteien einig sein und vor dem Seco geeint auftreten. Viscom hat jedoch einseitig beschlossen, einen Rückzieher zu machen, und das ist völlig inakzeptabel.

Einerseits müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass es in unserer Branche leider weiterhin Arbeitnehmende gibt, die nicht in den Genuss des GAV kommen, und andererseits fragen wir uns, mit welcher Geisteshaltung und welcher Glaubwürdigkeit Viscom nächstes Jahr am Verhandlungstisch zur Erneuerung des GAV Platz nehmen wird.

Unglaubwürdiger Partner

Das ist eine logische und berechtigte Frage, denn sowohl der GAV 2012–2015 als auch der heutige Vertrag enthalten einen Artikel über die Beantragung der AVE. Ist ein Verband, der einen unterschriebenen Vertrag zweimal nicht erfüllt, überhaupt noch glaub- und vertrauenswürdig?

Trotz allem müssen wir reagieren. Wir müssen unsere Wut in konstruktive Energie umwandeln und konkret und entschlossen handeln. Sich zu beklagen ist in Ordnung, reicht aber allein nicht aus. Wir müssen unsere Entschlossenheit zeigen, indem wir alle Arbeitnehmenden der grafischen Industrie ohne GAV auffordern, an unserer Seite zu kämpfen, damit sie in den Genuss der Arbeitsbedingungen gemäss GAV kommen.

Sich beklagen reicht nicht

Wir müssen den gewerkschaftlichen Organisationsgrad in unserer Branche erhöhen, denn nur gemeinsam können wir erreichen, dass der ständige Druck auf die Preise nicht immer nur auf Kosten der Arbeitnehmenden geht. Wir unterstützen sofort die Kampagne «Printed in Switzerland», aber dieser Slo­gan ist zu ergänzen mit: «Nur mit guten Arbeitsbedingungen für alle!»

Solidarität

Die Aufgabe einer Gewerkschaft ist, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Das war, ist und bleibt so. Es war, ist und bleibt eine harte Schlacht.

Aber Schlachten werden mit Solidarität gewonnen. Man gewinnt sie, indem man der Gewerkschaft beitritt und die Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz davon überzeugt, dasselbe zu tun. Man gewinnt sie durch Mitwirkung, Diskussion und gemeinsam getroffene Entscheidungen. Die erste Gelegenheit, unsere Entschlossenheit zu zeigen, erhalten wir an der Branchenkonferenz vom 10. Juni in Biel.

Merkt euch dieses Datum vor!

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