Artikel

Viscom inszeniert Frontalangriff

Die Arbeitgeber der grafischen Industrie haben den erst zwei Jahre alten Gesamtarbeitsvertrag per Ende 2015 offiziell gekündigt und gehen zum Angriff über: Normalarbeitszeit 42 Stunden, sogar bis 44 Stunden pro Woche; Kürzung der Nachtzuschläge in der Nachtarbeits-Branche Zeitungsdruck; Mindestlöhne nur für ausgebildetes Personal und so weiter. Dazu verlangt der Verband Viscom auch noch den absoluten Arbeitsfrieden. 

 

In der letzten Ausgabe unserer Zeitung wurde über die Kündigung des GAV für die grafische Industrie berichtet. Die Kündigung wurde von den Delegierten von Viscom am 23. April beschlossen und syndicom 5 Tage später offiziell mitgeteilt. Vor Beginn dieser Delegiertenversammlung in Zürich haben syndicom und Syna einen Flyer verteilt mit dem Aufruf, über ein Frühpensionierungsmodell zu verhandeln und von einer GAV-Kündigung abzusehen.

Der Appell verhallte ungehört, wie es von diesem in der Schweiz einmaligen Arbeitgeberverband nicht anders zu erwarten war – ein Verband, der sich nicht einmal an selbst unterzeichnete Vereinbarungen hält.

Denken wir nur an den Abbruch des Verfahrens für die AVE. Erinnern wir uns: Die Umsetzung der Allgemeinverbindlicherklärung ist das, was die Gewerkschaften im Gegenzug für die mögliche Einführung der 42 Stunden und die Kürzung der Zuschläge für Nachtarbeit im Akzidenzdruck erhalten haben.

Chinesische Verhältnisse?

Die 42-Stunden-Woche als normale Arbeitszeit mit der Möglichkeit, im Akzidenz- wie auch im Zeitungsdruck auf 44 Stunden zu erhöhen. Mindestlöhne nur für qualifiziertes Personal. Kürzung der Zuschläge für Nachtarbeit, wie sie bereits im Akzidenzdruck erfolgt ist, nun auch im Zeitungsdruck – ohne Besitzstandswahrung notabene! Kein Zuschlag für Überstunden, mehr Flexibilität bezüglich Jahresarbeitszeit und absoluter Arbeitsfrieden. Viscom erhebt diese Forderungen nach eigener Aussage, um die im internationalen Vergleich hohen Arbeitskosten zu senken.

Die grafische Industrie, die dafür kämpft, dass man nicht in China drucken lässt, ist nun also bereit, chinesische Arbeitsbedingungen in die Schweiz zu importieren. Glückwunsch!

Absoluter Arbeitsfrieden?

Viscom will den absoluten Arbeitsfrieden, weil er Stabilität an den Arbeitsplätzen gewährleistet. Wir sind der Meinung, dass man die Stabilität der Arbeitsplätze vor allem mit einer ernsthaften und glaubwürdigen Sozialpartnerschaft gewährleisten kann. Um einen fairen Wettbewerb zu erreichen, ist die Allgemeinverbindlich­erklärung des GAV unerlässlich. Damit wird der inakzeptable, selbstzerstörerische Preiskrieg eingeschränkt, den die Druckereien seit Jahren führen. Wir brauchen stattdessen nachhaltige Weiterbildungskonzepte und ein Modell zur vorzeitigen Pensionierung, damit jüngere Arbeitnehmende mehr berufliche Möglichkeiten finden und Ältere in Würde aus dem Berufsleben zurücktreten können. Ist all das gegeben, kommt der Arbeitsfrieden von selbst.

Kämpfen oder resignieren?

syndicom hat nicht die Absicht, an den Verhandlungstisch zu gehen wie ein Opferlamm zum Altar. Wie bereits mehrfach gesagt wurde, sind die Arbeitnehmenden nicht für die schwierige Lage unseres Sektors verantwortlich. Und schon bei der letzten Vertragserneuerung sind die Belegschaften dem Viscom nicht unwesentlich entgegengekommen, indem sie die 42-Stunden-Woche und die Kürzung der Zuschläge für Nachtarbeit hingenommen haben.

Nun gibt es keinen Zweifel mehr bei der Wahl zwischen kämpfen oder noch mehr einstecken: Wir kämpfen und vertreten unsere Forderungen mit Überzeugung. Zeter und Mordio zu schreien bringt nichts.

Wir müssen uns entscheiden!

Vielmehr müssen wir unsere Entschlossenheit bekräftigen, für unser Ziel und unsere Forderungen hinzustehen: keine Verschlechterung des derzeitigen GAV, Allgemeinverbindlicherklärung jetzt und Einführung eines Modells zur vorzeitigen Pensionierung.

Der Aufruf ist nicht neu, aber nötig: Schliesst euch uns an, werdet syndicom-Mitglied! Unterstützt die Verhandlungsdelegation und den Branchenvorstand! Intensiviert den Kontakt mit den Regionalsekretariaten und mobilisiert euch an den Arbeitsplätzen! Wir müssen jetzt kämpfen und dürfen nicht aufgeben!

* Zentralsekretär Grafische Industrie und Verpackungsdruck

Informiert bleiben

Persönlich, rasch und direkt

Du willst wissen, wofür wir uns engagieren? Nimm Kontakt zu uns auf! Bei persönlichen Anliegen helfen dir unsere Regionalsektretär:innen gern weiter.

syndicom in deiner Nähe

In den Regionalsekretariaten findest du kompetente Beratung & Unterstützung

Jetzt Mitglied werden