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Wachsame, beharrliche Belegschaft

Beinahe ein Jahr lang versuchte die Geschäftsleitung von Orell Füssli Sicherheitsdruck immer wieder, der Belegschaft weitere Verschlechterungen ihrer Arbeitsbedingungen aufzuzwingen (u. a. 42-Stunden-Woche). Harter Widerstand führte zu einem Kompromiss: 200 Franken mehr Lohn – aber 41-Stunden-Woche.

 

2013 wird als turbulentes Jahr in die Geschichte der Zürcher Banknotendruckerei OF Sicherheitsdruck (OFS) eingehen: Die schlecht gewarteten Druckmaschinen unterbrachen immer wieder die Produktion; Kunden reklamierten Qualitätsmängel bei den gelieferten Produkten, was zu erheblichen Einnahmeausfällen führte; 1000er-Noten wurden aus der Druckerei geklaut, dies verschlechterte das schon angekratzte Image weiter. Der schlechten Nachrichten nicht genug, schlug kurz vor Weihnachten die Meldung über das 20-Millionen-Loch in der Kasse wie eine Bombe ein.

Dazu litten die Beschäftigten unter der schwachen Führung und fehlenden Sozialkompetenz der alten Geschäftsleitung, die im Juni 2013 in die Wüste geschickt wurde. Motivationsverlust und Kündigungen von guten FacharbeiterInnen waren ein Resultat davon. Die Geschäftsleitung reagierte auf die missliche Lage des Betriebs mit der Idee, die Beschäftigten müssten einen Sanierungsbeitrag leisten: Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 42 Stunden, weitere Ausdehnung der flexiblen Arbeitszeiten ...

Das Personal zahlt nicht für Führungsfehler

Motiviert von der Betriebskommission und unterstützt durch syndicom, erteilten die Angestellten diesem Ansinnen an gut besuchten Betriebsversammlungen eine Absage. Im Frühherbst 2013 brachte auch die neu eingesetzte GL die 42-Stunden-Woche wieder auf den Tisch, die Beko hatte weiterhin kein Ohr für solche Vorschläge. OFS verschärfte darauf die Tonart, auch mit Kündigungen wurde gedroht. Eine Betriebsversammlung kurz vor Weihnachten nahm nochmals Stellung zur verknorzten Situation: Eine Arbeitszeitverlängerung komme nicht in Frage, zuerst müssten die Mängel im Arbeitsablauf behoben werden und die Nachzahlungen an die Beschäftigten erfolgen (siehe Kasten). An der nächsten Betriebsversammlung im Januar 2014 bekam die Beko den Auftrag, Verhandlungen zu führen.

Unter Mitwirkung von syndicom kam es danach zu 3 Verhandlungsrunden über die Erneuerung der Betriebsvereinbarung von 2011. Die dritte Runde im Februar dauerte mehrere Stunden, durch einen Vorschlag der Geschäftsleitung wurde sie zu einer Art Lohnverhandlung. Das «Angebot» war: Erhalt der 40-Stunden-Woche plus 100 Franken mehr Lohn. Die Beko nahm den Ball auf und forderte 250 Franken für alle. OFS reagierte mit dem Paket 41-Stunden-Woche/200 Franken Lohnerhöhung. Nach längerem Time-out akzeptierte die Beko diesen Vorschlag zuhanden der Belegschaft.

Mitte März wurde der Kompromiss an einer gut besuchten BV durch zwei Drittel der Betroffenen akzeptiert. Hier war mehr Geld nach fünfjährigem Lohnstillstand ein wichtiges Argument. Dieses mehr oder weniger gute Ende einer langen Auseinandersetzung ist vor allem das Verdienst der kämpferischen Beko, die sehr gut unterstützt wurde durch eine wachsame und kritische Belegschaft.

* Zentralsekretär Grafische Industrie und Verpackung

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