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Weitere 17 Arbeitsplätze im Zeitungsdruck gestrichen

2014 wird es die ZDS AG in Schaffhausen nicht mehr geben. Die Überkapazitäten im Zeitungsdruck und die schwindenden Auflagenzahlen tragen massgebend zum Ende dieser Druckerei bei. 17 KollegInnen verlieren ihren Arbeitsplatz. Der Konzentrationsprozess im Zeitungsdruck geht weiter. 

 

Mit grossem Stolz wurde im Februar 1990 durch die Meier + Cie AG eine neue Zeitungsrotation in einem Neubau im Schaffhauser Herblingertal in Betrieb genommen. Rund 15 Millionen Franken kostete das Ganze seinerzeit. Zwei Jahre später wurde die Zeitungsdruck Schaffhausen AG (ZDS) gegründet, an der sich die AZ-Presse (unter anderem «schaffhauser az») mit ihrer neuen Firma Rotaz AG minderheitlich beteiligte. Der ZDS AG ging es zu Beginn noch gut, auch die Rotaz AG trug mit ihren Aufträgen 23 Prozent zum gesamten Umsatzvolumen bei. Ab Mitte der Neunzigerjahre verdüsterte sich der Himmel aber, eine AZ nach der anderen verschwand mehr oder weniger von der Bildfläche. Der Umsatzbeitrag der Rotaz AG schrumpfte um fast 70 Prozent.

Der schleichende Niedergang der AZ-Presse

Im Herblingertal gab es seither keine neue Blüte des Zeitungsdrucks. Der Umsatz des ZDS betrug 2012 noch die Hälfte von dem des Jahres 1992. Die einst moderne Druckmaschine war am Ende ihres Lebenszyklus angelangt, für eine neue Zeitungsrotation fehlten das Geld und die Aufträge. Die Schlies­sung des ZDS per Ende 2013 ist ein weiterer, trauriger Schritt im Umstrukturierungs- und Konzentrationsprozess des schweizerischen Zeitungsdrucks.

Aber nicht überall fehlte es am nötigen Kleingeld für den Kauf von neuen Zeitungsrotationen. Das Centro Stampa Ticino SA (unter anderem «Corriere del Ticino») zum Beispiel nahm 2010 gegen 30 Millionen Franken für ein supermodernes Druckzentrum in Muzzano bei Lugano in die Hand. Diese Summe ist im Verhältnis zu den ca. 300 Millionen eher gering, die die drei grossen Medienhäuser Ringier, Tamedia und die NZZ-Gruppe in den letzten zehn Jahren in neue Druckmaschinen und die dazugehörenden Um- beziehungsweise Neubauten von Gebäuden gebuttert haben. Im vollen Bewusstsein, durch diese Investitionen die Überkapazitäten im Zeitungsdruck massiv zu erhöhen, wählten die grossen drei diese Vorwärtsstrategie. Die vorhandenen Kundenwünsche nach durchgehendem Vierfarbendruck bei hoher Druckqualität wie auch die Qualitätsansprüche der Auftraggeber von Werbebeilagen für die Zeitungen sollten befriedigt werden. Investitionen wurden in Millionenhöhe bereitgestellt, da man auf Aufträge von Grosskunden wie Migros und Coop hoffte.

Nicht alle haben Millionen für Investitionen

Angesichts dieser Rahmenbedingungen ist der Schliessungsentscheid der ZDS AG zumindest nachvollziehbar; im September 2012 wählte die Gassmann AG in Biel aus ähnlichen Überlegungen den gleichen Weg. Bei St-Paul in Fribourg wird es Ende 2014 so weit sein. In beiden Fällen profitiert Tamedia von neuen Druckaufträgen. Bei der Schlies­sung in Schaffhausen wird es ab 2014 hingegen die NZZ sein: So werden die «Schaffhauser Nachrichten» sowie weitere Produkte in Schlieren gedruckt. Bei welchem Drucker die «schaffhauser az» landen wird, ist noch offen.

Für die 17 KollegInnen in Schaffhausen kann dies kein Trost sein. Sie wollen wissen, wie es mit ihnen weitergeht, welche Unterstützung und welche finanziellen Leistungen sie von ihrem bisherigen Arbeitgeber bekommen werden. syndicom unterstützt und begleitet sie dabei. Auch beteiligt sich die Gewerkschaft aktiv an den Verhandlungen über einen Sozialplan.

* Hans-Peter Graf, syndicom-Zentralsekretär, Branche Grafische Industrie und Verpackungsdruck

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