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Wider die Selbstausbeutung

Freischaffende sind oft Einzelkämpfer. Einmal im Jahr aber treffen sie sich für einen Wissensaustausch und um Kontakte zu knüpfen. Dieses Jahr steht der «Tag der Freien» unter dem Motto «Damit sich Freisein lohnt» – da geht es auch um Teamarbeit. 

 

Die Rolle des freien Journalisten, der freien Journalistin hat sich in den letzten Jahren enorm verändert. Heute scheint es vielen fast unmöglich, einzig vom rein journalistischen Arbeiten zu leben – oder doch nicht? «Damit sich Freisein lohnt» ist das Motto des diesjährigen «Tags der Freien», der am 3. September von syndicom durchgeführt wird. Wie jedes Jahr vermitteln BerufskollegInnen, Fachleute und RedaktionsvertreterInnen in «Meeting-Points» hilfreichen Input, heuer zu Themen wie Arbeitsweisen, Auftrags­akquise oder Organisation des Arbeitsalltags.

Nicht zu Dumpingpreisen Schreiben

Neben den Meeting-Points sorgen gleich zwei Inputreferate für Gedankenanstösse. Markus Wiegand war selbst zwei Jahre freier Journalist, bevor er unter anderem Chefredaktor des «Schweizer Journalisten» wurde. Heute führt er die Redaktion des deutschen Medien- und Kommunikationsbranchen-Magazins «Kress Pro». In seinem Referat gibt er Einblick in seine frühere Chefredaktoren-Arbeit in der Schweiz und zeigt auf, was Freischaffende «alles falsch machen», angefangen bei der häufig verspäteten Abgabe eines Textes. Gleichzeitig sagt Wiegand auch: «Ich würde niemandem raten, zu 100 Prozent freischaffend als JournalistIn zu arbeiten.» Nur wenige hätten wirklich die Disziplin und das ökonomische Denken, das es dafür brauche. «Über eine längere Zeit scheitern viele oder arbeiten schlicht zu viel für einen zu tiefen Lohn.» Wiegand will am «Tag der Freien» deshalb auch zeigen, wo die Stolpersteine liegen und wie man als FreischaffendeR bestimmt nicht glücklich wird. «Dazu gehört auch, zu Dumpingpreisen für renommierte Zeitungen zu schreiben.»

kooperieren und sich Gehör schaffen

Das Problem von Freischaffenden, die ihre Arbeit zu Tiefstpreisen anbieten, habe auch in Österreich zu einer Veränderung der Rolle des freien Journalismus geführt, beobachtet Judith Reitstätter von der österreichischen Gewerkschaft der Privat­angestellten Druck/Journalismus/Papier (GPA-djp). Verschärfend hinzu kämen der gestiegene Konkurrenzdruck und die dramatisch gesunkene Bereitschaft der Medienhäuser, in Qualität zu investieren. Reitstätter wird am «Tag der Freien» über die Situation der Freischaffenden in Österreich berichten. Sie hätten zwar einen Gesamtvertrag, der Mindesthonorarsätze für Text, Fotos und Videos vorsehe. «Dieser ist für eine bestimmte Form freier journalistischer Tätigkeit rechtsverbindlich. Für andere Formen gilt er als Richtschnur», sagt Reitstätter. Teilweise veranstalteten Verlage jedoch geradezu einen Wettbewerb, die ­Mindestsätze zu unterbieten. «Inzwischen schliessen sich aber immer mehr professionelle Freie zusammen und verschaffen sich Gehör», so Reitstätter. Unter anderem veranstaltet auch die GPA-djp seit diesem Jahr einen «Tag der Freien» – den #FREItag.

Resolution der Schweizer Freien zum GAV

Auch in der Schweiz ist es wichtig, dass sich Freischaffende gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen. Dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund der anstehenden – aber immer noch nicht gestarteten – Verhandlungen mit dem Verlegerverband über einen neuen Medien-GAV.

Denn wenn es zum Beispiel um Mindesthonorare, Spesenvergütungen oder Urheberrechte geht, sind auch Freie betroffen. Stephanie Vonarburg, Zentralsekretärin für Presse und elektronische Medien, wird am «Tag der Freien» über den aktuellen Stand der Verhandlungen und der Kampagne berichten und Möglichkeiten der Beteiligung der Einzelpersonen aufzeigen. Vorgesehen ist auch die Verabschiedung einer Resolution zum GAV seitens der Freischaffenden.

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