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Wie verkaufe ich meine Arbeit?

Übers Honorar sprechen Freie viel zu selten, wenn sie einen Artikel anbieten. Dabei sind schwarze Zahlen auf dem Konto zentral, um auf einen grünen Zweig zu kommen. 

 

Gute Ideen und eine flotte Schreibe, was brauchts mehr, um als Freie und Freier erfolgreich zu sein? Wers probiert hat, weiss: Die kargen Honorare sind häufig zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Umso wichtiger ist es, nicht nur tolle Themen und fulminante Einstiege auszutüfteln, sondern auch die Buchhaltung im Lot zu halten.

Das Honorar muss aufs Tapet

Der Kampf um ein faires Honorar beginnt bereits bei der Besprechung eines Auftrags. Neben Thema, Form, Länge und Termin muss auch das Finanzielle verbindlich vereinbart werden. Basis sollte der zu erwartende Aufwand sein – so wie auch jeder Handwerksbetrieb in erster Linie den Stundenaufwand verrechnet. Als Mindest­honorar pro Tag, das man unbedingt zur Sprache bringen sollte, empfiehlt das «Regulativ 2014» 516 Franken. Weitere Komponenten sind variable Spesen für Reise und Kommunikation sowie die Infrastrukturentschädigung in der Höhe von 56 Franken. Ein Merkblatt zu dieser Entschädigung ist wie das Regulativ online bei syndicom verfügbar und zeigt auf, was es braucht, um als FreieR ein eigenes Büro zu betreiben. Dazu gehören Miete (auch wenn man den Arbeitsplatz daheim eingerichtet hat), Zeitungs- und Zeitschriftenabos, Prämie für Taggeldversicherung und Rücklage für die IT.

Keine Angst vor dem Feilschen

Beim Gespräch selbst sind Verkäuferqualitäten gefragt: Es gilt, der Redaktorin vorzurechnen, wie viele Stunden man für Recherche und Schreiben benötigt. Dann multipliziert man den Aufwand mit dem Ansatz aus dem Regulativ. Weiter erklärt man die – auf den Redaktionen leider meist unbekannte – Infrastrukturpauschale und führt die variablen Spesen auf. Kommts zum Kompromiss, kann das auch heissen, dass man vereinbart, nicht nur das Honorar abzuspecken, sondern auch die Recherche weniger aufwendig zu halten. Beispielsweise kann ein Interview per Telefon statt persönlich geführt werden.

Der Text gehört uns

Bezahlt werden muss ein Text innert 30 Tagen nach Abgabe, wobei viele Medienhäuser jeweils Ende Monat die im Vormonat publizierten Artikel abrechnen und Mitte des Folgemonats die Honorare auszahlen – Geduld und ein Notgroschen auf dem Konto sind deshalb gefragt.

Wer die eigene Geschichte analysiert, entdeckt häufig, dass andere Medien ebenfalls am Thema interessiert sein könnten. Denn nach dem einmaligen Abdruck ist es der geistigen Eigentümerin freigestellt, ihr Werk nochmals zu publizieren.

Idealerweise beginnt die Zweitverwertung schon bei der Planung des ursprünglichen Artikels: Hat man zwei oder drei Abnehmer im Visier, kann die Recherche aufwendiger gestaltet werden. Je systematischer diese Verwertungskaskade aufgebaut ist und konsequent umgesetzt wird, desto satter lacht einem das Bankkonto entgegen. Schummeln hat allerdings kurze Beine: Wer einen gut abgehangenen Artikel als Primeur verkaufen will, dem kommt die Redaktion schnell auf die Schliche.

Sparen statt stressen

Nebst Mehreinnahmen zu generieren kann man auch seine Ausgaben reduzieren. Viele Zeitungsverlage gewähren syndicom-Mitgliedern mit Presseausweis einen Abo-Rabatt. Medien, für die man regelmässig arbeitet, richten zudem auf Wunsch häufig ein Gratisabo mit Online-Zugang ein. Sparpotenzial bietet auch die unbeliebteste Arbeit des Jahres: die Steuererklärung. Wer alle Belege sauber ablegt und konsequent die Quittungen sammelt, die im Zusammenhang mit der journalistischen Arbeit anfallen, kann beträchtliche Abzüge realisieren. Selbstverständlich gehört auch der Mitgliederbeitrag bei syndicom dazu. Und es empfiehlt sich, bei Pro Litteris Mitglied zu werden und an der jährlichen Ausschüttung der Kopierentschädigung zu partizipieren.

* Freier Journalist in Basel und Leiter des Kurses «Wie verkaufe ich meine Arbeit?» (nächster Termin: 20. April 2016).

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