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Ziel: «Printed mit GAV»

Die Zeitungsdruckereien wollen die Verunsicherung in der grafischen Industrie ausnutzen und den nachtarbeitenden KollegInnen 500 bis 1000 Franken vom Lohn streichen. Das ist skandalös. Im Auftrag der Zeitungsdrucker versucht Viscom in den laufenden GAV-Verhandlungen, zwei grundlose Kahlschlagprojekte durchzustieren. 

 

Ja, ein Teil der Druckereien hat seit Jahren Probleme. Ja, der Entscheid der Nationalbank, den fixen Franken-Euro-Kurs fallen zu lassen, hat für einige von ihnen die Probleme verschärft. Das heisst aber nicht, dass im Windschatten dieser hausgemachten Krisenstimmung die ArbeitnehmerInnen der Druckindustrie zur Kasse gebeten werden.

Wir verschulden diese Probleme nicht, die Wechselkursproblematik lässt sich nur politisch lösen, «Branchenlösungen» gibt es nicht. Es ist unverständlich, dass Viscom nicht bereit ist, gemeinsam den politischen Druck auf die SNB zu erhöhen, um den Schweizer Franken abzuwerten. Immerhin gibt es zunehmend andere pragmatisch rechnende Arbeitgeberverbände, bei denen diese Einsicht keimt.

Kein Discount in der Nacht
Die angepeilte Verbilligung der Nachtarbeit würde zu Verlusten von Hunderten Franken für die NachtarbeiterInnen, zu Stellenabbau bei den Grossdruckern und zu weiteren Schliessungen kleiner Zeitungsdruckereien führen, die die «Discount-Nacht» nicht so skrupellos werden ausnützen können wie die grossen.

Heute kontrollieren sechs Unternehmen mit ihren neun Zeitungsdruckzentren (Tamedia, Ringier, NZZ/St. Galler Tagblatt, AZ Medien, Centro ­Stampa, Zehnder Print und ­Somedia) den schweizerischen Markt im Zeitungsdruck. Die übriggeblie­be­nen kleinen ­Zeitungsdrucker stehen wegen der Tiefstpreise der Gros­sen mit dem Rücken zur Wand. Und die gros­sen Zeitungsdrucker machen sich untereinander das Leben schwer – Auslandswettbewerb und Euro-Franken-Kurs spielen da keine Rolle.

Es stellt sich die Frage, ob einige, offenbar tonangebende Arbeitgeber der grafischen Industrie überhaupt noch zum GAV stehen. Verbal bis jetzt ja, materiell und substanziell gibt es ­Zweifel. Es hält sich das Gerücht, dass Tamedia und andere ­Branchenkrösusse aus Viscom und GAV austreten würden, wenn der neue GAV nicht ihren Vorstellungen entspräche.

Wir werden uns nicht erpressen lassen. Auch wenn der Weg zu einem neuen GAV lang zu werden droht, werden wir ihn entschlossen und gemeinsam unter die Füsse nehmen: Wir stehen zum GAV! Um das GAV-Ziel zu erreichen, braucht es «Mut zum Druck!» der Betroffenen, die Unterstützung von syndicom und der Gewerkschaftsbewegung insgesamt, denn heute müssen wir verhindern, dass neoliberal verblendete Arbeitgeber für morgen Oberwasser gewinnen.

Wir wollen die Probleme lösen und nicht verschärfen. Wir wollen: politischen Druck zur Wiedereinführung des Euro-Mindestkurses, Frühpensionierung statt Entlassungen, Allgemeinverbindlichkeit des GAV, Propagieren des Druckstandortes Schweiz bei Kantonen, Bund und den Betrieben, die er kontrolliert (SBB, Swisscom, Post, Ruag), und bei Grossen wie Migros, Coop, Swiss, Banken.

Keine Absurde Erhöhung der Wochenarbeitszeit

Im letzteren Bereich leistet der Viscom mit seiner Kampagne «Printed in Switzerland» gute Arbeit, die er selbst zu untergraben droht mit seinen Vorstellungen von einem Discount-GAV mit sinnlos hoher Wochenarbeitszeit. Dieser würde der Kampagne die guten Argumente entziehen. Warum? Vertragsgebundene Zeitungsdrucker in Deutschland, Österreich und Frankreich arbeiten 35 und nicht 42 Stunden pro Woche!

Den Medienunternehmen geht es nach wie vor sehr gut, wie die Jahresabschlüsse und wohl bald die Halbjahresergebnisse 2015 zeigen. Tamedia schrieb 2014 ein um 40 Mio. auf 160 ­Mio. gesteigertes Ergebnis, die NZZ «schaffte» das Minus nur dank der Kosten der Schliessung ihrer Druckerei in Schlieren … Und die guten Ergebnisse sind trotz sinkenden Auflagen und schrumpfendem Printwerbemarkt immer noch zu guten Teilen dem Printbereich zu verdanken! Mit dem allgemeinverbindlichen GAV werden auch die beiden bisher noch ausserhalb der Regeln funktionierenden Zeitungsdrucker, Somedia und Zehnder, zum Einhalten der Mindeststandards gebracht.

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