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Kein weiterer Stellenabbau bei Tamedia nach Millionengewinn

Das grösste Schweizer Medienhaus Tamedia hat die Corona-Krise abgeschüttelt und ist bereits wieder auf Gewinnkurs. Damit gibt es keine Ausreden mehr für einen fairen Sozialplan im Zuge der Massenentlassung bei «Der Bund» und «Berner Zeitung». Die Mediengewerkschaft syndicom fordert die Konzernleitung zudem dazu auf, auf weitere Entlassungen zu verzichten.

TX Group Zürich

Die TX Group, zu der Tamedia gehört, weist für das erste Semester 2021 einen Gewinn von gut 21 Millionen Franken aus. Einen beträchtlichen Anteil am positiven Ergebnis hat die Sparte Tamedia, in der die kostenpflichtigen Tageszeitungen und ihre Onlineauftritte gebündelt sind. Tamedia weist für die ersten sechs Monate des Jahres einen Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 7,5 Millionen Franken aus.

Nachdem bei den Zürcher Regionaltiteln und bei den Redaktionen von «Der Bund» und «Berner Zeitung» im ersten Halbjahr einschneidende Sparmassnahmen mit einem Abbau von mehr als 20 Vollzeitstellen durchgezogen wurden, verlangt die Mediengewerkschaft syndicom vom Branchenprimus Tamedia nun einen Marschhalt.

Die bereits vollzogenen Entlassungen und Pensenreduktionen sind mit einem anständigen Sozialplan abzufedern. Das Vermittlungsverfahren vor der Eidgenössischen Einigungsstelle ist hängig. Für syndicom ist klar, dass sich Tamedia als das profitabelste Medienunternehmen der Schweiz an den besten Sozialplänen in der Branche messen lassen muss.

Zu sistieren ist auch der neuerliche Stellenabbau beim technischen Redaktionspersonal. Vergangene Woche kündigte Tamedia an, dass 9 Fotografinnen, Layouter, Bildredaktorinnen, Textproduzenten und Korrektorinnen von einer Kündigung oder einer erzwungenen Pensenreduktion betroffen sein werden. Zudem sollen voraussichtlich 8 freie Mitarbeitende nicht mehr oder nur reduziert weiterbeschäftigt werden.

Mehr denn je stellt sich die Frage, ob mit dem fortwährenden Abbau von journalistischer Leistung das Versprechen von Verleger Pietro Supino noch eingehalten werden kann, wonach der Journalismus im Zentrum des Geschäftsmodells stehe. Denn Fakt ist: Seriöser Journalismus lebt von vielfältigen Inhalten. Und der wichtigste Grundstein dafür sind genügend Mitarbeitende mit fairen Arbeitsbedingungen.

In diesem Zusammenhang ruft syndicom Tamedia dazu auf, sich im Verband Schweizer Medien für die Wiederaufnahme der Verhandlungen für einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) einzusetzen. Nach bald zwei Jahrzehnten im vertragslosen Zustand braucht es in der Medienbranche dringend verbindliche minimale Standards für Löhne und Arbeitsbedingen. Und auch im Hinblick auf das neue Medienförderungsgesetz wäre es angezeigt, Hand zu bieten für eine gelebte Sozialpartnerschaft. Schliesslich werden auch die grossen Medienkonzerne von den Subventionen der öffentlichen Hand profitieren.

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