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Post und Politik müssen die Weichen richtig stellen

Das heute präsentierte Jahresergebnis zeigt: Die Post ist nach wie vor ein solides Unternehmen, das seine Investitionen aus dem Gewinn finanzieren kann. Aber es ist jetzt höchste Zeit, das Unternehmen neu aufzustellen und die kurzfristige Renditelogik aus der Ruoff-Ära abzustreifen. Die Post muss wieder in einen Service public-Modus zurück finden. Dafür muss aber auch die Politik die notwendigen Grundlagen schaffen.

In den letzten Jahren begründete die Post den Gewinnrückgang stets mit der rückläufigen Entwicklung bei PostFinance. Das Ergebnis 2019 zeigt aber, dass die Weichen grundlegend neu gestellt werden müssen. Denn obwohl PostFinance ein besseres Ergebnis aufweist, muss die Post wiederum einen Gewinnrückgang hinnehmen. Der Gesamtertrag bleibt aber stabil und das ist angesichts der ständigen Umschichtungen von Verlusten und Gewinnen innerhalb des Konzerns die verlässlichste Zahl. Der Gewinnrückgang birgt aber mittelfristig grosse Risiken für die Zugänglichkeit der Dienstleistungen der Post für die Bevölkerung und die Wirtschaft.

Kundenorientierte Investitionen statt Spielzeuge
Die erfolglosen Experimente der letzten Jahre müssen Innovationen und Investitionen in einen kundennahen Service public mit den vollen Dienstleistungen weichen. Das Management der Post muss im Kern der Logistik innovativ werden, statt sich mit Spielzeugen wie Drohnen und Paketroboter zu beschäftigen. Denn die Schweiz braucht einen hochwertigen Service public. Sie braucht eine starke Post. Damit das so bleibt, müssen die Post und die Politik diesen Grundauftrag wieder ins Zentrum ihrer Entscheidungen setzen. Zum Beispiel bei der anstehenden Revision des Postgesetzes. PostFinance und PostNetz müssen die notwendigen Freiheiten für die Weiterentwicklung ihres Geschäfts ermöglicht werden. Der Bundesrat muss in den strategischen Zielen die Renditeziele reduzieren. Im Gegenzug ist die Post in der Pflicht, ihr Poststellennetz wieder mit neuen Angeboten zu stärken, statt Verluste an PostNetz auszulagern, um damit einen weiteren Abbau zu rechtfertigen. Mit dem reinen Renditegedanken untergräbt die Post ihren starken Rückhalt in der Bevölkerung.

Die Logistik der Zukunft verlangt nach Präsenz in der Fläche
Im Jahresergebnis fällt auf, dass sich bei PostNetz keine Trendwende abzeichnet, obwohl das Poststellennetz ausgedünnt und die Dienstleistungen gekürzt wurden. Die Post bezeichnet unterdessen jeden leeren Schrank in einer Migros-Filiale als Zugangspunkt, statt dass sie in den Poststellen neue Dienstleistungen anbietet, für welche es durch den Rückgang zahlreicher Dienstleistungen in Quartieren und Dörfern einen Markt gibt. Der boomende Paketmarkt verlangt nach einer feingliedrigen physischen Präsenz in der Fläche, da das Mobilitätsaufkommen des Privatverkehrs sonst weiter zunimmt. Genauso verlangt die zunehmend komplexere Welt von Versicherungen und des Bank- und Zahlungsverkehrs nach zusätzlicher Beratung. Poststellen-Angestellte müssen nicht zu Gummibärchenverkäufer*innen umgeschult werden. Vielmehr muss die Post bei ihren Zugangspunkten auf die Qualität ihres Personals setzen und dieses weiterentwickeln. Letztlich geht das nur mit eigenbetriebenen Filialen in der Fläche.

Die Postmitarbeitenden verlangen Taten statt Worte
Für die Postführung gilt es dem Personal Sorge zu tragen. «Unter der neuen Führung hat sich der Ton gegenüber den Mitarbeitenden in der Öffentlichkeit geändert. Doch die Mitarbeitenden verlangen auch Taten. Die anerkannte Leistung des Personals muss mit besseren Arbeitsbedingungen honoriert werden.», so Zentralsekretär David Roth. Bei der Weichenstellung wird syndicom darauf achten, dass die Anliegen der Angestellten ernst genommen und respektiert werden.

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