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Swisscom auf politischen Irrwegen

Die Swisscom ist aus gewerkschaftspolitischer Sicht ein hervorragendes Unternehmen: Leuchtturm-GAV, vorbildliche Mitwirkung, mustergültig in Sachen Gleichstellung, Gesundheits- und Umweltschutz im Unternehmen. Doch seit der Annahme der Abzocker-Initiative und guten Umfragewerten für die 1:12-Initiative gerät Swisscom auf Irrwege. Zuerst war es CEO Carsten Schloter, der damit drohte, 5‘000 Löhne zu senken, falls die 1:12-Initiative angenommen werden sollte. Seit einem Nasenstüber von syndicom hält er selbst sich zurück, lässt die Drohung aber jetzt von seinen Untergebenen weiter verbreiten. So nicht, liebe Swisscom, lieber Carsten Schloter! Es ziemt sich nicht für ein staatsnahes Unternehmen, sich in die Politik einzumischen. Es zeigt sich, dass der parlamentarische Vorstoss von SP-Nationalrat Corrado Pardini richtig ist, mit dem er den Rückzug staatlicher und staatsnaher Betriebe aus dem Hochfinanzverband Economiesuisse fordert.

Folgt man der Argumentation von Swisscom, so sind die zwanzigprozentigen Lohnabstufungen auf der Managementebene in Stein gemeisselt, sakrosankter als die Bibel, unantastbarer als FBI-Agenten. Ausser natürlich wenn es darum geht, die Gehälter auf der Teppichetage weiter nach oben zu schrauben. Dann wird wieder das hohepriesterliche Loblied der Markt- und Konkurrenzlöhne zu hören sein, die das Unternehmen dazu zwingen würden, dem Spitzenmanagement Spitzengehälter und Spitzenboni zu bezahlen, um Spitzenleute an der Swisscom-Spitze zu halten. Vergessen geht bei dieser Argumentation, dass Swisscom ihre hervorragenden Geschäftsergebnisse den beinahe 20‘000 motivierten Angestellten unterschiedlichster Berufsgruppen zu verdanken hat.

Sollte die 1:12-Initiative angenommen werden, was zu hoffen ist, um der schamlosen Abzockerei endlich einen Riegel zu schieben, würde Swisscom wohl rasch kleinlaut. Denn eigentlich weiss ja auch das Management, dass es für das Unternehmen verheerend wäre, 5‘000 Löhne zu senken. 5‘000 demotivierte Mitarbeitende, innerlich die Kündigung schon geschrieben, auf der Suche nach Kompensation des quasi Gestohlenen durch Spesenrittertum, Zeit-Diebstahl, Arbeit nach Vorschrift und durch andere kreative Möglichkeiten. Parallel dazu Protestaktionen in allen Landesteilen, möglicherweise sogar Warnstreiks, unterstützt von syndicom. Hunderttausende Kundinnen und Kunden, die der Initiative zugestimmt haben und nun verärgert und verständnislos den Kopf schütteln und das Swisscom-Abo kündigen.

Nein, soweit werden es die Swisscom-Oberen nicht kommen lassen. Also wäre es angebracht, dass Swisscom ihre Beteiligung an der Einschüchterungs-Kampagne des Hochfinanzverbandes Economiesuisse einstellt und die allfällige Umsetzung der 1:12-Initiative so plant, wie sie gemeint ist: Die obersten Löhne soweit senken, dass der höchste Lohn maximal zwölfmal so hoch ist wie der tiefste Lohn. Das ist immer noch deutlich mehr als früher. Denn vor der Aufspaltung der PTT in die Post und die Swisscom lagen die höchsten Löhne noch locker in dieser Bandbreite. Und mit den Leistungen waren wir damals auch schon zufrieden, auch wenn sie mit den heutigen Leistungen nicht mehr verglichen werden können. Kaum zu glauben, dass das noch keine zwanzig Jahre her ist…

Kommentar von Franz Schori, Fachsekretär Telecom/IT

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