Auf der Baustelle der gerechten und würdigen Renten
syndicom Magazin Nr. 24
Eine solide Säule aus schweren Fünflibern, ein instabiler Turm aus Zweifränklern und ein goldenes Türmchen aus Fünfräpplern. Dieses Bild des Fotografen Sandro Mahler symbolisiert das schweizerische Vorsorgesystem mit seinen drei Säulen. Ein System, das zunehmend brüchig wird. Denn, wie Matteo Antonini im Editorial des syndicom-Magazins schreibt: Die dritte Säule bleibt für viele unerreichbar, die zweite ist unsicher und nur die erste bietet eine Garantie. Aber die AHV reicht nicht aus zum Leben. Und sie wird von allen Seiten angegriffen, wie der Journalist Oliver Fahrni im Dossier erklärt: «Die Rechte, die Konzerlobbys und die Banken haben es nicht gewagt, offen die Abschaffung der AHV zu verlangen. Aber die Zerschlagung ist ihr Programm. Die neueste Provokation ist die Anhebung des Rentenalters auf 69 Jahre – für alle.»
Gegen diese Attacke haben die Gewerkschaften am 18. September zur Demo «Hände weg von unseren Renten!» aufgerufen und Unterschriften für eine 13. AHV-Rente gesammelt. Das reicht aber nicht aus. Unser Alters-Spargeld in der zweiten Säule verdampft in Börsenspekulationen. Es braucht deshalb engagierte Mitglieder in den Stiftungsräten, wie jene von syndicom, die im Magazin porträtiert werden. Sie stellen sich im Oktober für die Wahl in die Pensionskasse der Post zur Verfügung. Und schliesslich beschreibt Doris Bianchi, Direktorin der Pensionskasse des Bundes PUBLICA, ihre Vorstellung der Vorsorge anhand der Metapher eines Cappuccinos: Auf den Espresso der AHV, der für Energie sorgt, kommt der Milchschaum der zweiten Säule. Darüber kann als dritte Säule noch etwas Kakaopulver gestreut werden.
Daneben kommentiert Luca Visentini, Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes, in einem langen Interview das Scheitern der Verhandlungen über das Rahmenabkommen Schweiz-EU. Und Daniel Lampart, Chefökonom des SGB, erklärt, weshalb die Abschaffung der Stempelsteuer ein Beschiss ist – ein Steuergeschenk mehr für die Oberschicht.
